?Selbstst?ndig mit unterschiedlichen Medien arbeiten“

Anne-Christin Zeng und Konrad Schaller
Foto:?Heraeus Bildungsstiftung/J?rg Volland
Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung mit dem Deutschen Lehrkr?ftepreis in der Kategorie ?Unterricht innovativ“. Was haben Sie denn dafür auf die Beine gestellt?
Anne-Christin Zeng: Berufs- und Studienorientierung für Schülerinnen und Schüler, kurz BSO, hatten wir schon vor der Pandemie koordiniert. Im M?rz 2020 wurden die Schulen für Wochen geschlossen. In diesem ersten Lockdown ging pl?tzlich nichts mehr. Deshalb haben wir in enger Zusammenarbeit für die bereits vorhandenen Inhalte unseres Kurses ?Studium & Beruf“ digitale Umsetzungen erdacht und diese dann Schritt für Schritt im Rahmen des Homeschooling weiterentwickelt.
Wie funktioniert so etwas unter Bedingungen eines Lockdowns?
Konrad Schaller: Das Konzept besteht aus vier Formaten. In einer vierw?chigen Projektphase haben die Schüler:innen eigenst?ndig Interviews mit Personen aus ihren Traumberufen geführt – pandemiebedingt meist telefonisch. Die Ergebnisse haben wir dann auf einem Berufeblog zusammengetragen, dem ersten Format. So ist eine gro?e Bandbreite der unterschiedlichsten Berufe entstanden. Im Anschluss an die Ver?ffentlichung haben die Schüler:innen die Blogbeitr?ge der anderen gelesen und bewertet. Zweitens haben die Schüler:innen Learning Apps zum Studien- bzw. Ausbildungs-ABC selbst erstellt. Das sind digitale Lernspiele, die eine Selbstkontrolle erm?glichen. Nach der Erstellung hatten die Schüler:innen Zeit, die Apps zu verwenden und so die Begriffe zu lernen. Zum Abschluss haben wir dann ein Quiz veranstaltet, um die Expert;innen zu ermitteln.
Zeng: Das dritte Format ist eine digitale Fragerunde zum Studium: ?Schüler:innen fragen – Studierende antworten“. Mithilfe von BigBlueButton, unserem digitalen Konferenztool im Lernraum, konnten wir in einer digitalen Veranstaltung 19 Studierende aus 14 verschiedenen Studieng?ngen mit unseren Schüler*innen der Oberstufe zusammenbringen. Es gab die Gelegenheit, individuelle Fragen zum Studium zu stellen. Nach einem kurzen ?berblick über den pers?nlichen Werdegang ergaben sich viele Anknüpfungspunkte für Fragen: etwa Studienfachwahl, Zugangsbedingungen, Inhalte des Studiums, Uni-Alltag oder Finanzierung. Die Fachschaften der Unis aus mehreren deutschen St?dten haben uns hierbei sehr geholfen, indem sie 三亿体育·(中国)官方网站e zu Studierenden vermittelten, auch an der HU Berlin. Das vierte Format ist ein Ausbildungspodcast.
Was ist der Ausbildungspodcast?
Schaller: Die Schüler:innen erstellen allein oder zu zweit eine Audiobeitrag von zwei bis drei Minuten L?nge, in dem sie einen Ausbildungsberuf vorstellen: Wie der Arbeitsalltag aussieht, für den der Beruf geeignet ist, was man verdient, wo man arbeiten kann. Wie bei den Learning Apps stellen wir hierfür ein Tool zur Verfügung. Dort finden die Schüler:innen nützliche Links für die Recherche und es ist einfach, damit einen Podcast zu erstellen.
Zeng: Unser Know-how hat sich gut erg?nzt, weil wir unterschiedliche Tools kannten und uns auch bei didaktischen Ideen die B?lle zugespielt haben. Bis auf den Blog sind die Formate alle neu entstanden.
Wie geht es mit dem Konzept nach der Pandemie weiter?
Zeng: Vieles werden wir auch künftig weiternutzen. Die Interviews mit den Studierenden waren ein gro?er Erfolg, das w?re ja auch mit pers?nlichen Begegnungen machbar. Pr?senzunterricht und digitale Formate k?nnen sich au?erdem ja sehr gut erg?nzen. Ob die Schüler:innen zum Beispiel Plakate h?ndisch oder digital erstellen wollen, kann man ihnen ja selbst überlassen. An unserer Schule haben wir mehrere Koffer mit je 20 iPads. Auch mithilfe dieser Tablets l?sst sich Pr?senzunterricht und digitales Arbeiten kombinieren.
Digitale Tools allein machen noch keinen guten Unterricht. Worauf kommt es didaktisch an?
Schaller: Wir setzen auf gro?e Vielf?ltigkeit durch verschiedene Vermittlungsans?tze. Die Schüler:innen arbeiten m?glichst selbstst?ndig mit unterschiedlichen Medien – in Textform als auch Audio. Das motiviert sie dann im besten Fall. Die Qualit?t ihrer Arbeiten überzeugt uns meist: sowohl was die Bearbeitung betrifft als auch die realistischen Einblicke in die unterschiedlichen Anforderungen an einzelne Berufe. Das zeigt uns wiederum, dass das Konzept funktioniert.
Solche Erfolgsmeldungen h?rt man eher selten aus deutschen Schulen. Was muss noch besser werden?
Zeng: Aus eigener Erfahrung, durch unsere pers?nlichen 三亿体育·(中国)官方网站e, sehen wir, dass auch an anderen Schulen viel Spannendes passiert. Lehrkr?fte entwickeln in ihrem Arbeitsalltag vieles, was gut funktioniert. Solche positiven Ans?tze sollten dann aber weitere Kreisen ziehen. Eine bessere Vernetzung, auch überregional, k?nnte bef?rdern, dass kreative Ideen fl?chendeckend Erfolg haben. Wir Lehrenden k?nnen viel voneinander lernen.
Interview: Lars Klaa?en
?ber die HU-Alumni
Anne-Christin Zeng ist seit 2018 am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (CvO) als Lehrerin für die F?cher Deutsch und Geografie und seit dem Schuljahr 2020/2021 auch in der Berufs- und Studienorientierung (BSO) t?tig. Nach einem dualen Studium zum B.A. International Business hat sie an der Humboldt-Universit?t ein Lehramtsstudium absolviert und im dortigen Sprachenzentrum gearbeitet.
Konrad Schaller ist seit 2017 Lehrer am CvO für die F?cher Franz?sisch und Geschichte/Politik und gestaltet seit dem Schuljahr 2019/20 als Teil des BSO-Teams die Berufs- und Studienorientierung an der Schule mit. Zuvor arbeitete er im International Office der Humboldt-Universit?t.