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Br?nde vernichten den einzigartigen Chiquitano-Wald in Bolivien

Ein internationales Forscherteam fordert die bolivianische Regierung in einem Schreiben an Science auf, die verbleibenden W?lder wirksam zu schützen


Br?nde im Wald von Chiquitano, Bolivien
Foto: Daniel Coimbra / FCBC

Durch Brandstiftung entstandene Feuer haben seit Juli dieses Jahres 1,4 Millionen Hektar des tropischen Trockenwaldes Chiquitano zerst?rt. In einem an die Fachzeitschrift Science gerichteten Schreibens, schildern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Humboldt-Universit?t zu Berlin sowie anderer deutscher und bolivianischer Forschungsinstitute den hohen Stellenwert dieses dramatischen Ereignisses für Biodiversit?t und ?kosystemdienstleistung. Sie empfehlen der neuen bolivianischen Regierung eine Revidierung der Gesetze, die solche Umweltkatastrophen begünstigt haben.

Der Chiquitano-Trockenwald ist der weltweit besterhaltene tropische Trockenwald und nur noch in Bolivien zu finden. Er verbindet den Amazonas-Regenwald mit dem Gran Chaco und Pantanal und zeichnet sich durch eine gro?e biologische Vielfalt aus – hier sind tausende von Tier- und Pflanzenspezies beheimatet und viele von ihnen existieren nur an diesem Ort, wobei zahlreiche andere Arten noch nicht einmal entdeckt sind. Alfredo Romero-Mu?oz, bolivianischer Doktorand an der HU, initiierte das Schreiben und berichtet, dass die Feuer au?er Kontrolle geraten sind – seit Juli dieses Jahres gingen 12 Prozent des einzigartigen Waldes in Flammen auf. Co-Autor Martin Jansen vom Senckenberg Forschungsinstitut, der kürzlich eine bislang unbekannte Froschspezies in diesem Gebiet beschrieb, fügt hinzu: “Wir verlieren eine einzigartige Wildnis, deren unermesslichen Artenreichtum wir erst zu begreifen beginnen.“

Die beispiellosen Br?nde begannen einen Monat, nachdem die bolivianische Regierung unter Evo Morales das Abholzen und kontrollierte Niederbrennen von Wald zum Zwecke der Expandierung der Agrarindustrie legalisiert hatte. “Diese Gesetze sind Teil umfassender Pl?ne in Bolivien, die Ausdehnung von Agrarfl?chen in Waldgebiete hinein bis zum Jahr 2025 zu vervierfachen“, erl?utert Romero-Mu?oz.

Bolivien ist eines der artenreichsten L?nder der Welt, es belegt Rang 9 hinsichtlich des Umfangs seiner Waldgebiete – bezogen auf das Ausma? an Entwaldung jedoch Rang 5. Die gegenw?rtigen Tendenzen der Agrarexpansion sind eine gro?e Bedrohung für den Artenreichtum Boliviens, der von globaler Bedeutung ist und auch für die Bev?lkerungsgruppen die von dem abh?ngig sind, was der Wald ihnen zum Leben bietet. “Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, k?nnte Bolivien bis zum Jahr 2050 beinahe alle seine W?lder und damit eine unsch?tzbare Biodiversit?t verlieren, einschlie?lich solch symboltr?chtiger Spezies wie Jaguar und Tapir. Auf diese Weise wird die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen aufs Spiel gesetzt; etwa Nahrungsmittelsicherheit sowie Zugang zu Trinkwasser in einem der L?nder, die am st?rksten durch den Klimawandel gef?hrdet sind“, so Romero-Mu?oz.

In diesem Jahr vernichteten Br?nde in Boliviens Chiquitano-, Amazonas- und Chacow?ldern und Savannen 5,3 Millionen Hektar – eine Fl?che gr??er als die Costa Ricas. Romero-Mu?oz zufolge ist das ein enormer Verlust, von dem im Vergleich mit den Br?nden im brasilianischen Amazonasgebiet und in Australien in der internationalen Presse kaum berichtet wurde, obwohl es mindestens ebenso bedeutungsvoll ist.

Die Autoren legen der neuen bolivianischen Regierung nahe, die aktuelle Agrar- und Wirtschaftspolitik zu revidieren, insbesondere Gesetze, die eine Agarexpansion f?rdern. Ebenso sprechen sie sich dafür aus, die noch existierenden W?lder und die essentiellen ?kosystemdienstleistungen, die diese der Menschheit bieten, effektiv zu schützen.

Publikation

“Fires scorching Bolivia's Chiquitano forest” - Science 29 Nov 2019: Vol. 366, Issue 6469, pp. 1082 Alfredo Romero-Mu?oz, Martin Jansen, Angela M. Nu?ez, Marisol Toledo, Roberto Vides Almonacid, Tobias Kuemmerle.

DOI: https://doi.org/10.1126/science.aaz7264

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Alfredo Romero-Mu?oz
Doktorand Biogeography lab
Humboldt-Universit?t zu Berlin

Tel.: +49 (0)30 2093-6806
alfredo.romero@geo.hu-berlin.de