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Alexander von Humboldt-Professur für Arno Rauschenbeutel

Zehn Spitzenwissenschaftler aus dem Ausland sind auf einer Festveranstaltung am Dienstagabend in Berlin mit dem h?chstdotierten Forschungspreis Deutschlands ausgezeichnet worden: der Alexander von Humboldt-Professur. Unter den Preistr?gern ist auch Prof. Dr. Arno Rauschenbeutel, der ab sofort am Institut für Physik der Humboldt-Universit?t forschen wird.

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Rauschenbeutel, Karliczek, Kunst
Arno Rauschenbeutel, Bundesministerin für Bildung und Forschung
Anja Karliczek, Pr?sidentin der HU Sabine Kunst. Foto: Anne Tilkorn

Die Zukunfts-Frischhaltebox hat es in sich: Stolz pr?sentiert Arno Rauschenbeutel die hauchdünne Glasfaser. Auf 500 Nanometer im Durchmesser – etwa hundertmal dünner als ein menschliches Haar – ist die Faser in ihrer Mitte verjüngt und somit mit dem blo?en Auge gar nicht mehr zu erkennen. In ein Gestell eingespannt und dann am Deckel der Frischhaltebox befestigt hat sie Rauschenbeutel, um die hochempfindliche Faser zu schützen und zeitgleich für Pr?sentationen wie diese bereit zu haben. Die Faser in Aktion zeigt ein anderes Exponat, das Rauschenbeutel den Zuh?rerinnen und Zuh?rern pr?sentiert. Hier ist die Faser mit einem stiftf?rmigen Laser verbunden und in einem Plexiglask?stchen eingeschlossen, um sie noch besser zu schützen.

Dass das Licht des Lasers an der Faser entlang geleitet wird, verr?t ein r?tliches Schimmern an der dünnsten Stelle. Der Grund: Hier ist die Faser so stark verjüngt, dass die Lichtwellen nicht mehr genug Platz in ihr finden und über die Faser hinausragen. ?Unter üblichen Forschungsbedingungen, würde kaum Licht aus der Glasfaser austreten“, erl?utert Arno Rauschenbeutel. ?Man sieht dieses Leuchten nur, weil Staubpartikel auf der Faser liegen. Im Verh?ltnis zur Gr??e der Faser ist die Anwesenheit eines einzigen Staubkorns fast so, als würden sie einen LKW auf einem Schnürsenkel parken.“

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Dass die quantenoptischen Nanoprozesse, die sich an diesem winzigen Objekt beobachten lassen, für Kommunikationssysteme von morgen entscheidend sein k?nnten, versetzt nicht nur die zahlreich erschienenen Zuh?rerinnen und Zuh?rer, sondern auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek und HU-Pr?sidentin Prof. Dr. Sabine Kunst in Staunen. Die Pr?sentation des Physik-Professors ist Teil eines Rundgangs, der im Telekom-Geb?ude in Berlin-Mitte von der Bundesministerin angeführt wird. An Informationsst?nden pr?sentieren die zehn Spitzenforscher an diesem Dienstagabend ihre Arbeit, erkl?ren dem interessiert lauschenden Publikum, warum ihre Experimente und Forschungsprojekte so vielversprechend sind. Nach der Pr?sentation am Informationsstand folgt der Festakt. Es ist der Tag, an dem Arno Rauschenbeutel offiziell die Humboldt-Professur verliehen wird.


?Das ist nicht wie beim Nobelpreis, wo urpl?tzlich ein Anruf aus Stockholm kommt,“ sagt Arno Rauschenbeutel. ?Die Vorbereitungen und der Bewerbungsprozess für die Humboldt-Professur sind langwierig und da war ich natürlich eingeweiht. Was mich aber in Anbetracht der starken Konkurrenz schon überrascht hat war, dass es am Ende tats?chlich geklappt hat,“ freut sich der Physiker. Sein Erfolg l?utet weitreichende Ver?nderungen am Institut für Physik an der Humboldt-Universit?t ein: mit zus?tzlichen Forschungsgeldern von 5 Millionen Euro, der Angliederung an IRIS Adlershof nd au?eruniversit?re Einrichtungen wie das Ferdinand-Braun-Institut, markiert Rauschenbeutels Umzug ins Technologie-Zentrum Adlershof den Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte der europ?ischen Forschung im Bereich Quantenoptik und Nanophotonik.


?Die Projekte, die wir in Adlershof ansto?en, stehen im Kontext der europ?ischen Flaggschiff-Initiative zur Quantentechnologie“, erl?utert Rauschenbeutel die Hintergründe. Eine Milliarde Euro will die Europ?ische Union innerhalb der kommenden zehn Jahren in die Quantenforschung investieren – denn dass diesen Technologien die Zukunft geh?rt, darüber sind sich Experten weltweit einig. Die m?glichen Anwendungsfelder reichen von Pr?zisionswerkzeugen bei medizinischen Untersuchungen über die Entwicklung neuer Supercomputer bis hin zu abh?rsicherer Kommunikation. ?In Adlershof wollen wir unsere Grundlagenforschung der Anwendung zuführen und suchen hierzu auch gezielt die Anbindung an die Industrie,“ so Rauschenbeutel.


Federführend bei der erfolgreichen Bewerbung um die Humboldt-Professur war der Experte für Quantenoptik Prof. Dr. Oliver Benson, der eine Professur für Experimentalphysik an der Humboldt-Universit?t innehat. Dass dieser und mit ihm die Humboldt-Universit?t den zuvor an der Technischen Universit?t Wien t?tigen Arno Rauschenbeutel als Humboldt-Professor vorgeschlagen und ihm damit ganz neue Freir?ume für seine Forschung einger?umt haben, empfindet Rauschenbeutel als gro?en Vertrauensbeweis. ?Hier bekomme ich die M?glichkeit, einige meiner l?ngj?hrigen Mitarbeiter unbefristet einzustellen. Auch werden wir mehr Laborfl?che haben und eigene Reinr?ume betreiben. Au?erdem erhalten wir Zugang zu einer Nanofabrikationsst?tte im Ferdinand-Braun-Institut. Das ist natürlich fantastisch.“


Bislang hatten die Forscher ihr Untersuchungsmaterial aus Standardglasfasern selbst gefertigt. ?Im Verh?ltnis sind unsere Systeme bislang noch recht gro? und für komplexere technische Anwendung nur bedingt geeignet. Nun hoffen wir es mit Hilfe der neuen technischen M?glichkeiten vor Ort zu schaffen, integrierte optische Schaltkreise auf Chips herzustellen. Auf l?ngere Sicht k?nnten solche Systeme in der Informationsverarbeitung eine wichtige Rolle spielen“, so Rauschenbeutel.


In ihrer Laudatio freute sich HU-Pr?sidentin Kunst über die zahlreichen neuen Impulse im Bereich Quantenoptik und Quantentechnologie, die von Rauschenbeutel und seinem Team ausgehen werden. Der Physikprofessor habe in der Vergangenheit mit seiner Forschung scheinbare Gewissheiten in spektakul?rer Weise in Frage gestellt und das Feld aufgerüttelt. Nun wolle die Humboldt-Universit?t mit der Ernennung Rauschenbeutels zum Humboldt-Professor und der Schaffung optimaler Forschungsbedingungen dazu beitragen, die Voraussetzungen für weitere Sternstunden der Forschung zu schaffen. ?Als Wissenschaftler und Lehrer ist Arno Rauschenbeutel schon seit Langem ein Humboldtianer, denn er lebt die Einheit von Forschung und Lehre.“ Nun freue sich das gesamte Kollegium der HU, ihn auch als offiziellen Humboldtianer in Berlin herzlich willkommen zu hei?en.

Autorin: Nora Lessing