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Promotion mit Familie

Auf dem Familienfest wird das familienfreundlichste Projekt des Jahres pr?miert

Rhoda-Erdmann-Haus
Die ?Grüne Am?be“ (Rhoda-Erdmann-Haus) am Campus Nord
Foto: Heike Zappe

Im Rahmen des Familienfestes der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU), das am 15. Juni 2018 von 15 bis 19 Uhr am Campus Nord stattfindet, wird das ?Familienfreundliche Projekt des Jahres“ pr?miert. Die diesj?hrige Auszeichnung geht an Juliane Schiweck und Uta Caroline Sommer, dezentrale Frauenbeauftragte der Humboldt Graduate School, für die Entwicklung einer Informationsbroschüre zum Thema ?Promotion mit Familie“. Der vom Familienbüro initiierte Preis wird überreicht von Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Pr?sidentin der HU, und Prof. Dr. Martin Heger, Leiter der Kommission Familiengerechte 三亿体育·(中国)官方网站.

Frau Schiweck, Frau Sommer, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung! Wie sind Sie auf die Idee für die Broschüre gekommen?

W?hrend unserer Arbeit als dezentrale Frauenbeauftragte der Humboldt Graduate School ist uns bewusst geworden, wie schwierig es für Doktorandinnen und?Doktoranden ist, an verl?ssliche 三亿体育·(中国)官方网站 in Bezug auf Elternschaft zu kommen. Die 三亿体育·(中国)官方网站 richten sich oftmals entweder nur an Studierende oder an Besch?ftigte. Promovierende haben da einen Zwischenstatus: Sie fallen nicht mehr so richtig in die Kategorie der Studierenden, aber auch nicht (nur) in die Kategorie der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Oft werden Promovierende über Stipendien finanziert oder ?hangeln“ sich w?hrend dieser Zeit durch verschiedenste Formen der Finanzierung, von der Stelle, Stipendium, zu ALG 1 oder 2 bis hin zum Neben- oder Minijob, was zu Verwirrung hinsichtlich Dingen wie Elternzeit und Elterngeld, Mutterschutzleistungen aber auch Nachteilsausgleichen führt. Das brachte uns auf die Idee, in einer Broschüre kompakt und vor allem übersichtlich die wichtigsten 三亿体育·(中国)官方网站 zusammenzufassen, sodass jede Doktorandin und jeder Doktorand die 三亿体育·(中国)官方网站 passend zur eigenen Situation finden kann.

Welche 三亿体育·(中国)官方网站 sind in der Broschüre zu finden?

Wir kl?ren in der Broschüre über Rechte und Pflichten in Zusammenhang mit Schwangerschaft und Kind auf. Dazu geh?ren Dinge wie Mutterschutz, Elterngeld, Elternzeit bezogen auf Stipendien, Haushaltsstellen, Drittmittelfinanzierung, und andere m?gliche Finanzierungsmodelle w?hrend der Promotionsphase. Zus?tzlich kl?ren wir über die Arbeitssicherheit auf und haben eine Checkliste, was wann und wo w?hrend der Schwangerschaft bzw. nach der Geburt zu beachten oder zu beantragen ist. Und wir haben ein Kapitel zur allt?glichen Vereinbarkeit von Promotion und Familie konzipiert, in dem Angebote in Berlin und an der HU vorgestellt werden. Da unsere Broschüre bewusst Vereinbarkeit von Promotion und Familie hei?t, haben wir auch ein kurzes Kapitel zu Pflege und Krankheit eingebaut.

Wieso ist Ihrer Meinung nach eine solche Broschüre wichtig?

Es ist nahezu unm?glich für Doktorandinnen und?Doktoranden, die eine Mischfinanzierung w?hrend der Promotion erhalten haben, zu wissen, welche Rechte sie haben. Die Elterngeldstelle oder andere Beratungsstellen sind mit den Komplikationen, die Stipendienregelungen und das Wissenschaftszeitvertragsgesetz mit sich bringen, h?ufig überfordert. Der zweite Grund ist für uns, Doktorandinnen und?Doktoranden (auch angehende!) die 三亿体育·(中国)官方网站 zu geben, die n?tig sind, um bewusst eine Familie planen zu k?nnen und ihre finanzielle Situation vorausplanen und absch?tzen zu k?nnen.

Was sind denn die gr??ten Herausforderungen einer Promotion mit Familie?

Ein Problem stellen die befristeten Vertr?ge dar, die viele Doktorandinnen und?Doktoranden auf Abschlussstipendien, Arbeitslosengeld oder andere Stellen angewiesen machen. Diese Situation gibt keine Planungssicherheit und wirkt sich negativ auf die Vereinbarkeit von Familie und Promotion aus. Auch sind viele Doktorandinnen und?Doktoranden gezwungen, neben Promotion und Kind noch einen Nebenjob anzunehmen, um über die Runden zu kommen. Diese Dreifachbelastung stellt ein ernstes Problem dar.

Auch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz bietet nach seiner Neuauflage 2016 kaum bessere Perspektiven. Die verschiedenen Befristungsregelungen sind teilweise sehr undurchsichtig und benachteiligen bspw. Doktorandinnen und?Doktoranden auf drittmittelfinanzierten Stellen gegenüber denen, die über eine Haushaltsstelle finanziert sind, weil sich bei ersteren etwa der Vertrag durch Mutterschutz und Elternzeit grunds?tzlich nicht verl?ngert.

Ein weiteres Problem sind die Stipendien, die kein steuerpflichtiges Einkommen darstellen, sondern nur eine monatliche leistungsbezogene Zuwendung, wie es so sch?n hei?t. Da man mit einem Stipendium aus dem Bereich der Sozialversicherung f?llt, bei der Krankenkasse horrende Beitr?ge zahlt und nur das Basiselterngeld von 300 Euro bekommt, sind Doktorandinnen und?Doktoranden, die stipendienfinanziert promovieren und Kinder haben (m?chten), wesentlich schlechter gestellt als diejenigen mit einer Stelle. Auch die unterschiedlichen Regelungen, ob ein Stipendium bei der Geburt eines Kindes verl?ngert wird bzw. ob Zuschl?ge gezahlt werden, machen die Situation nicht einfacher.

Wie kann die 三亿体育·(中国)官方网站 ihre Doktorandinnen und?Doktoranden unterstützen?

Optimal w?re es natürlich, statt Stipendien und Kurzzeitvertr?gen mehr Stellen einzurichten, die eine l?ngere Laufzeit haben, den ?bergang von der Promotion in die Post-Doc-Phase zu erleichtern und den Mittelbau zu st?rken. Begrü?enswert w?re auch, die gro?en Unterschiede, etwa was die rechtliche Absicherung angeht, zwischen den verschiedenen Finanzierungsmodellen, zwischen Stipendien, Drittmittelstellen und den rar ges?ten Haushaltsstellen einzuebnen. Das sind aber natürlich gr??ere politische Probleme und nicht nur die einer 三亿体育·(中国)官方网站.

Kinder und Kinderbetreuung sollten in erster Linie nicht nur ein privates Problem sein. Ein gesonderter Fond aus Mitteln für Doktorandinnen und?Doktoranden bzw. Postdocs mit Kindern, der zum Beispiel für die Nutzung von Kinderbetreuungsservices oder Notsituationen genutzt werden kann, w?re ein guter Anfang. Auch die finanzielle und logistische Unterstützung bei (l?ngeren) Auslandsaufenthalten, z.B. durch h?here Reisekosten, w?re eine sinnvolle Unterstützung.

Frau Sommer, Sie sind ja selbst kürzlich Mutter geworden. Wie sehen Sie das: Geht das überhaupt, Promotion mit Kind?

Trotz all der Schwierigkeiten, die wir benannt haben, glaube ich, dass die Promotionsphase ein guter Zeitpunkt sein kann, um ein Kind zu bekommen. Als einen gro?en Vorteil sehe ich, dass ich mir meine Arbeitszeit so flexibel einteilen kann. Allerdings erfordert ein so gro?es Projekt wie eine Promotion, bei dem man nicht immer das Ende sieht, viel Kraft, Disziplin und Organisation. Mit Kind wird das alles noch ein bisschen mehr auf die Probe gestellt.? Allerdings kann ein Kind auch dabei helfen, genau das zu lernen und Priorit?ten besser zu setzen. Dazu geh?rt auch, sich vielleicht nicht immer bedingungslos für den Wissenschaftsbetrieb aufzureiben.

Die Vereinbarkeit von Promotion und Kind ist aber vor allem eine finanzielle Frage und h?ngt von der konkreten pers?nlichen Situation ab und ob es? bzw. welche partnerschaftlichen Arrangements es gibt. Ich selbst bin über ein Stipendium finanziert und war durch den Basiselterngeldsatz von 300 Euro gezwungen, nach zwei Monaten Elternzeit und zwei Monaten, in denen ich das Stipendium ausgesetzt habe, wieder an die Arbeit zu gehen. Ich wollte zwar gerne schnell wieder einsteigen, h?tte aber auch nichts dagegen gehabt, mir noch 1 bis 2 Monate l?nger Zeit zu lassen. Ohne meinen Partner, der eine Stelle hat und 12 Monate Elternzeit nimmt, w?re das alles sehr viel schwieriger. Ich m?chte in jedem Fall im n?chsten Jahr gerne meine Promotion abschlie?en und bin gespannt, ob alles so klappt, wie ich mir das gerade vorstelle.

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Das komplette Programm des Familienfestes

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Katrin Meinke
Familienbüro

Tel.: (030)2093-2191
katrin.meinke@uv.hu-berlin.de