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?Kreative Prozesse in der Wissenschaft und in der poetischen Arbeit ?hneln sich“

Katharina Schultens erh?lt den Baseler Lyrikpreis 2019

Katharina Schultens ist Humboldtianerin und erfolgreiche Schriftstellerin und Poetin. Am 26. Januar 2019 erh?lt sie den Baseler Lyrikpreis, einen der h?chstdotierten Preise für deutschsprachige Lyrik. Die Jury würdigte Schultens für ihre ?ungeheure Sprachkraft, die in ihrer Gradlinigkeit ins Herz der Gegenwart trifft. Für 2019 wurde sie au?erdem für ein Arbeitsstipendium für Autorinnen und Autoren der Berliner Senatsverwaltung ausgew?hlt.

Frau Schultens, der Baseler Lyrikpreis 2019 geht an Sie. Au?erdem haben Sie von der Berliner Senatsverwaltung für 2019 ein Arbeitsstipendium bekommen. Was werden Sie damit machen?

Ich bin enorm froh, dass beides gerade jetzt und auch noch gleichzeitig eingetroffen ist ich habe n?mlich im letzten Sommer angefangen, an meinem ersten Roman zu arbeiten, und brauche mehr Zeit zum Schreiben. Insgesamt k?nnte der Zeitpunkt nicht günstiger sein. In unserer Graduiertenschule, der School of Analytical Sciences Adlershof, sind wir 2019 in einer ?bergangsphase, die uns eine kleine Atempause erlaubt. 2019 werden sehr viele unserer Doktorandinnen und Doktoranden fertig und wir nehmen erst wieder im Wintersemester 2019/2020 neue Fellows auf. Daher kann ich zum ersten Mal in sechs Jahren Projektlaufzeit meine Arbeitszeit massiv reduzieren, um an l?ngerer Prosa zu arbeiten. Das h?tte bisher einfach nicht gut funktioniert. Ich bin der Humboldt-Universit?t dankbar, dass sie als Arbeitgeberin so flexibel agiert und mir erlaubt, vorübergehend mehr Zeit für mein Schreiben zu haben.

Sie sind Gesch?ftsführerin der Graduate School of Analytical Sciences Adlershof (SALSA) und au?erdem Dichterin. Wie passen diese beiden Berufe zusammen? Erg?nzen sie sich, sind sie jeweils Ausgleich oder befruchten sie sich gegenseitig?

Erstaunlich gut und: ja und ja und ja. Als Gesch?ftsführerin muss ich sehr strukturiert arbeiten, Ansagen machen, Entscheidungen treffen, mich mit vielen Seiten abstimmen. Als Schriftstellerin war ich lange eher eine Art intuitive Mosaiklegerin. Das konnte ich mir an der Universit?t nie erlauben, und natürlich hat der universit?re Arbeitsmodus inzwischen auch Auswirkungen darauf gehabt, wie ich an ein Schreibprojekt herangehe.

Ich habe aber überhaupt in meinen knapp zw?lf Jahren an der Humboldt-Universit?t viel gelernt – über Verwaltung, über Strukturen, über Wissenschaft und nicht zuletzt über universit?re Innenpolitik. Wie viel es eigentlich ist, was mich da beeinflusst, merke ich meist erst, wenn mich Menschen aus dem Literaturbetrieb darauf ansprechen. Es gab regelrechte Transfers in mein Schreiben Begriffe, 三亿体育·(中国)官方网站, Ideen sind wie von alleine eingesickert. Gerade jetzt in den geplanten Roman: eine meiner Protagonistinnen war in ihrem früheren Leben Universit?tspr?sidentin. Trotzdem wird es definitiv kein Schlüsselroman werden. Eher speculative fiction im Sinne Margaret Atwoods.

2019 feiert die HU den 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt. Humboldt schrieb oft in poetischer Sprache und beeinflusste stark die Literatur und Autoren wie Henry David Thoreau und Walt Whitman. Seiner Ansicht nach musste man die Natur auch emotional erfassen. Wie sehen Sie die Verbindung von Dichtkunst und Wissenschaft?

Alexander von Humboldt ist ein wunderbares Beispiel, seine Schriften sind ja beides, gro?e Wissenschaft und gro?e Literatur. Ich glaube, dass sich kreative Prozesse in der Wissenschaft - etwa im experimentellen Arbeiten der Naturwissenschaften - und in der poetischen Arbeit ?hneln. Wenn ich mit forschenden Kolleginnen und Kollegen über ihre Zeit im Labor spreche, darüber, wie sie an eine Projektidee herangehen, wie sich ein Forschungsprojekt unterwegs ver?ndert - dann scheint mir vieles, was sie über ihre Arbeitsweisen berichten, oft ganz vertraut.

Aber es ist doch auch klar, dass die ganz gro?en Zukunftsthemen, die literarisch und poetisch interessant sind, ohne die Wissenschaften gar nicht verhandelt werden k?nnen. Das gilt auch für mein Romanprojekt. Da habe ich 2019 noch einiges an Recherchearbeit vor mir, meist in Gebieten, in denen ich mich nur sehr oberfl?chlich auskenne. Drücken Sie mir mal die Daumen, dass ich mich nicht verzettele.

Die Fragen stellte Boris Nitzsche.

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Katharina Schultens
Katharina Schultens
Foto: gezett

dark pools

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es gehe darum das ausma? des interesses

zu verschleiern. ich lese daraus: einen nebel

breiten um den preis. w?ren das also pools

an deren grund es gl?nzt? haben sich dahin

die bugs verkrochen die wir immer suchen

?

ich gelange zu einer überzeugung

indem ich den panzer des mistk?fers

umstülpe aber sein schillern bewahre

seine fehler stecken schon darin

?

die verfugten flügel die verfluchten

hügel. die wir im erkenntnisflug

uns unterbreiten sind – dreht man

sie um – ein dunkles wesen: ja

?

es nennt sich pool weil es kein wort hat

für sein inneres das absolut und offen ist

geht ein. alles was du noch einzusetzen

h?ttest: geht. und schwindet – denn

da ist ein loch unten im grund?

?

aus: gorgos portfolio. Gedichte. Kookbooks, 2014.

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