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Angeln mit Flipchart, Stift und Beamer

Bildungsprojekt für nachhaltiges Fischereimanagement erh?lt Auszeichnung der deutschen UNESCO-Kommission

Das Forschungsprojekt Besatzfisch hat sich zur Aufgabe gemacht, Hobbyangler bei ihren vielf?ltigen Aktivit?ten für ein nachhaltiges Fischereimanagement zu unterstützen. Dazu führte ein Team von Nachwuchswissenschaftlern am Berliner Leibniz-Institut für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universit?t zu Berlin gemeinsam mit 18 nieders?chsischen Angelvereinen umfangreiche Experimente zur Bewirtschaftungsmethode Fischbesatz durch. Die praxisrelevanten Studien wurden in einer Workshopreihe gemeinsam geplant und ausgewertet. Nun hat die Deutsche UNESCO-Kommission das innovative Vorhaben als Projekt der UN-Dekade ?Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.

?Besatzfisch zeigt eindrucksvoll, wie zukunftsf?hige Bildung für Nachhaltigkeit aussehen kann. Das Votum der Jury würdigt das Projekt, weil es verst?ndlich vermittelt, wie Menschen nachhaltig handeln“, so Prof. Dr. de Haan, Vorsitzender des Nationalkomitees der UN-Dekade in Deutschland. Deswegen darf sich das Forschungsvorhaben nun offiziell als Projekt der UN-Dekade ?Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ bezeichnen.

Rainer K. vom ?Früh auf B.“ liebt es, wenn die Angelschnur durch die frische Morgenluft surrt, der K?der platschend ins kühle Wasser gleitet, umgeben von tausend Lichtreflexen der Sonne. Doch heute ist ?Besatzfisch-Samstag“. Da sitzt man im engen Vereinsheim und lauscht einem aus der Hauptstadt angerückten Wissenschaftlerteam, das anschaulich über die neuesten Erkenntnisse zur Biologie des Hechts referiert. Auch die Diskussion kommt nicht zu kurz, und am Ende des Tages werden umsetzbare Schlüsse für das eigene Gew?ssermanagement gezogen.

Initiator dieses Wochenendprogramms ist das interdisziplin?re Projekt Besatzfisch – einer Nachwuchsforschergruppe, die sich aus Fischereibiologen, Umweltpsychologen und P?dagogen zusammensetzt. Projekt- und Nachwuchsgruppenleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Professor für Integratives Fischereimanagement an der Landwirtschaftlich-G?rtnerischen Fakult?t der Humboldt-Universit?t zu Berlin, erkl?rt den Hintergrund: ?Als P?chter von Fischereirechten sind Angelvereine gesetzlich zur Hege und Pflege ihrer Gew?sser verpflichtet. Sie kümmern sich in dieser Rolle vorbildlich um ihre oft gef?hrdeten Fischbest?nde. H?ufig werden Fische ausgesetzt, um die Best?nde zu erhalten oder zu steigern. Diese Methode hei?t Fischbesatz.“ Die Praktik wird kontrovers diskutiert, weil sie einerseits Best?nde erh?lt, anderseits aber auch zum Verlust der heimischen Biodiversit?t beitragen kann, zum Beispiel wenn ungeeignete Arten oder Fische fremder Populationen ausgesetzt werden. Darum untersuchte Besatzfisch gemeinsam mit 18 Angelvereinen, ob ihr Engagement nachhaltig ist: für die Natur, die Vereinskasse und das Anglerglück.

?Wir wollten Angler aber nicht nur an einer wissenschaftlichen Datenerhebung beteiligen. Statt dessen wollten wir uns im Rahmen der gemeinsamen Arbeit an den vereinseigenen Gew?ssern auf eine gemeinsame Erkenntnisreise begeben, an deren Ende die Erarbeitung praxisrelevanten Wissens für nachhaltiges Fischereimanagement steht, das die Vereine wirklich weiterbringt und von den Umweltakteuren akzeptiert wird“ betont Arlinghaus. Diese Art von anwenderorientierter Forschung für Nachhaltigkeit nennt man transdisziplin?re Forschung. Viele Forscher trauen sich immer noch nicht, aus ihrem Elfenbeinturm hervorzutreten. Besatzfisch hat die Herausforderung angenommen und wird dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm Sozial-?kologische Forschung seit 2009. Ein wissenschaftlich wie praktisch sehr erfolgreiches Projekt ist das Ergebnis. Mehrere Hundert Angler und Vereinsvorst?nde waren an den Forschungsarbeiten und Seminaren aktiv beteiligt. Etwa 1000 Petrijünger führten ein Tagebuch, das zur Erfolgskontrolle des Fischbesatzerfolgs in 18 Gew?ssern eingesetzt wurde. Als wissenschaftliche Produkte entstehen Promotionen, studentische Abschlussarbeiten und bisher über 60 wissenschaftliche Aufs?tze. 3,3 Millionen Angler in Deutschland wurden über die ?ffentlichkeitsarbeit mit den wesentlichen Ergebnissen versorgt.

Mit der UN-Dekade haben sich die Staaten der Vereinten Nationen verpflichtet, ?Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in ihrem Bildungssystem zu verankern. In Deutschland koordiniert die nationale UNESCO-Kommission diese Aktivit?ten. Die Auszeichnung erhalten Initiativen, die das Anliegen dieser weltweiten Bildungsoffensive der Vereinten Nationen vorbildlich umsetzen. Voraussetzung ist die Ausrichtung der Arbeit an den Grunds?tzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. So müssen Wissen und Kompetenzen aus den drei Nachhaltigkeits-Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt vermittelt werden. Am 29. April erfolgt die diesj?hrige feierliche Auszeichnungsveranstaltung in Osnabrück.

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Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universit?t zu Berlin
Leibniz-Institut für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei (IGB)
Abteilung Biologie und ?kologie der Fische
arlinghaus@igb-berlin.de

Ibou Diop
Pressereferent
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Tel.: 030 2093-2945
ibou.diop.1@hu-berlin.de