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Videospiele wissenschaftlich betrachtet

Symposion zur Theorie und Praxis im Spiel am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung / Vintage Computing Festival Berlin lockte viele junge Besucher an

Sp?testens zum n?chsten Jahreswechsel ist es wieder soweit, es werden gute Vors?tze gefasst: mehr Sport treiben, eine Fremdsprache lernen und au?erdem den Zigarettenkonsum senken. Auch wie es weitergeht, ist bekannt: Schnell landen die frommen Wünsche in der Versenkung. In Zukunft k?nnte einem ein Computerspiel helfen, damit man seine Ziele auch in die Tat umsetzt. Das Spiel hei?t Singleton und wird von Nachwuchswissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen aus Geistes-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften im gamelab.berlin des Exzellenzclusters Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplin?res Labor entwickelt und getestet.

#6 gamelab.berlin von Bild Wissen Gestaltung auf Vimeo

?Wir leben in der Regel zeitlich sehr eingespannt, man denke nur an volle Terminkalender und Deadlines, alternative, vielleicht sogar wichtigere Vorhaben kommen gegen die starren Strukturen unseres Alltags nicht an“, erkl?rt Thomas Lilge, der Gründer des gamelab.berlin. Im Lab werden unter anderem Prototypen von Spielen konzipiert, getestet und deren Grenzen und M?glichkeiten, positive wie negative Auswirkungen erforscht. ?Singleton ist ein Spiel, in dem es um die eigene Lebenszeit geht. Hier werden Methoden und Techniken aus dem Gamedesign gezielt eingesetzt, um Motivation und Durchhalteverm?gen zu erzeugen“, erkl?rt Lilge. ?Und es macht dabei auch Spa?!“

Dieses Spiel und weitere Prototypen des Gamelab werden am 15. und 16. Oktober auch Thema des Symposions ?Theorie und Praxis im Spiel“ sein, das in den R?umen des Exzellenzclusters stattfindet. Hier werden Theoretiker und Praktiker zusammen diskutieren, aber auch Anwendungen wie Singleton oder Carepad gemeinsam weiterentwickeln.?

Dass Prinzipien des Spieldesigns auch in sehr ernsthaften Kontexten eingesetzt werden k?nnen, um beispielsweise chronisch kranken Menschen den Umgang mit Krankheit und Therapie zu erleichtern, soll das Projekt Carepad zeigen. In Zusammenarbeit mit Medizinern der Charité entwickeln die Wissenschaftler ein modulares System von verschiedenen Anwendungen. ?Hier stehen Transparenz und Verst?ndlichkeit komplexer Verfahren im Vordergrund“, betont Theaterwissenschaftler und Philosoph Lilge. Behandlungsschritte und Therapieverl?ufe sollen dafür visualisiert werden und in verst?ndlicher Sprache dem Patienten die Einsicht geben, wann, was und warum passiert. Wichtiges Ziel dabei: Der Patient soll sich der Situation gewachsen fühlen.
Neben der Entwicklung von Prototypen stehen auch theoretische Fragen auf dem Programm des gamelab.berlin.?

?Die Videospielkultur ist mittlerweile generationenübergreifend verbreitet, Millionen von Menschen investieren tagt?glich sehr viel Zeit in spielerische Szenarien“, sagt Lilge.? ?Es gibt Theorien, die besagen, dass wir diese Leute an die künstlichen Welten verlieren werden, wenn wir es nicht schaffen, gesellschaftliche Prozesse so zu ver?ndern, dass die Gesellschaft diesen Personen als ein lohnenswertes (Spiel-)Feld erscheint, in dem sich Engagement und Partizipation auszahlen.“? Diese und andere Aussagen und damit korrespondierende Ph?nomene müssten kritisch beleuchtet und analysiert werden. Die interdisziplin?re Zusammensetzung des gamelab.berlin verbunden mit der Kombination aus praktischer Entwicklung und theoretischer Reflexion bilden dafür eine gute Grundlage.

Für Videospiele-Fans: Das Vintage Computing Festival

Um Videospiele ging es auch beim Vintage Computing Festival Berlin am 3. und 4. Oktober, das am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft stattfand.? Allerdings handelte es sich dabei nicht um moderne Spiele, sondern um die ?Urv?ter“ aus der Anfangszeit der Spielentwicklung in den 1970ern, 1980ern und Anfang der 1990er Jahre. Auf über drei?ig historischen Spielkonsolen und Heimcomputern konnte die Geschichte der Computerspiele nachgespielt werden. Hier hatten sich aber nicht nur Nostalgiker eingefunden.?

?Unter den vielen Besuchern des Game Room waren auch 10- bis 15-J?hrige, die es faszinierend fanden, diese alten Spiele zu spielen und so Zugang zum tieferen Verst?ndnis der Technik erhielten“, sagt Dr. Stefan H?ltgen, Medienwissenschaftler am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft und Organisator der Veranstaltung.

Auf dem Programm stand auch ein kostenloser Reparierworkshop, bei dem man seine eigenen historischen Rechner unter Anleitung wieder zum Laufen bringen konnte. In der Sonderausstellung wurden Analogrechner gezeigt. Einen H?hepunkt stellte die Fachtagung ?Time after Time. Zeit/Ge/Schichten des Computers“ dar, wo es unter anderem auch um die Frage des Zeitverh?ltnisses zwischen Computer und? Nutzer ging – wer beeinflusst wie die Zeitverteilung des anderen?

Auch Legenden der Branche waren dabei, so John Thomas Draper alias Captain Crunch, ein US-amerikanischer Hacker und Software-Entwickler. Au?erdem Lee Felsenstein, der Ende der 1960er Jahre in San Francisco das erste soziale Netzwerk aufbaute und sp?ter den ersten Heimcomputer entwickelte.

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Thomas Lilge
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplin?res Labor

Tel.: 030 2093-66257
thomas.lilge@gmx.net ???

Dr. Stefan H?ltgen
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft

Tel.: 030 2093-66185
stefan.hoeltgen@hu-berlin.de