Die Unvergleichbaren: Schulsysteme in Deutschland
Welches Bundesland hat die Gemeinschaftsschule eingeführt? Wo gibt es Gesamtschulen? Wie lange dauert jeweils die Grundschulzeit? Wo entscheiden die Noten für den Gymnasialübergang; wo haben die Eltern das letzte Wort? Ab welcher Klassenstufe bekommen die Kinder Noten? In welchen Bundesl?ndern gibt es noch die Hauptschule?
Fast jede Woche wird über eine Schulreform in einem der 16 Bundesl?nder berichtet. Schulpolitik f?llt explizit in die Gesetzgebungskompetenz der Bundesl?nder und geh?rt zu den wichtigsten Gestaltungsbereichen der Landespolitik. Die Bundesl?nder haben zwar mit dem Düsseldorfer und dem Hamburger Abkommen in den Jahren 1955 und? 1964 ein gegliedertes Schulsystem festgeschrieben, aufgrund ihrer Gestaltungshoheit haben sie sich hinsichtlich ihrer Schulstrukturen und ihrer p?dagogischen Grundausrichtung seit 1949 so unterschiedlich entwickelt, dass wir es nicht mit einem, sondern mit 16 Schulsystemen zu tun haben.
Prof. Dr. Rita Nikolai, Juniorprofesorin für systembezogene Schulforschung am Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) und Marcel Helbig vom? Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) betrachten ?nun in ihrer neuen Studie ?Die Unvergleichbaren. Der Wandel der Schulsysteme in den deutschen Bundesl?ndern seit 1949“ ?die ?Schulentwicklung in Deutschland. Ziel der Untersuchung war es, mehr als 60 Jahre schulrechtliche Entwicklung zu beschreiben, zu analysieren und Typen von Schulsystemen im Zeitverlauf zu identifizieren.
Dazu hat das Forschungsteam am Wissenschaftszentrum eine Datenbank erstellt, die die schulrechtlichen Ver?nderungen der Schuljahre 1949/50 bis 2009/10 im Bundesl?ndervergleich erfasst. ?Eine solche standardisierte Sammlung schulrechtlicher Regelungen, die auf mehreren tausend Einzeldokumenten aus sechs Jahrzehnten basiert, ist nicht nur in Deutschland einzigartig. Für diese Datenbank haben wir mithilfe zahlreicher Mitarbeiter Schulgesetze, Rechtsverordnungen und Amtsbl?tter in Archiven, Bibliotheken und im Internet erschlossen. Mit den darin enthaltenen Regelungen k?nnen schulrechtliche Entwicklungen in ausgew?hlten Dimensionen erfasst werden“, erkl?ren die beiden Autoren. Die Studie ist beim Verlag Julius Klinkhardt KG erschienen.
?ber das Buch
In ?Die Unvergleichbaren“ wird anhand von 60 Indikatoren untersucht, wie sich die schulrechtlichen Regelungen in den Bundesl?ndern von 1949/50 bis 2009/10 entwickelt haben. Drei Dimensionen werden dabei berücksichtigt: Die Dimension ?Strukturen“ beschreibt, in welcher Art und Weise die Bundesl?nder Bildungsg?nge differenzieren und mit welchen Regularien Schülern der Zugang zum Schulsystem erm?glicht wird. Die Dimension der ?Kontrolle von Inhalten“ f?chert auf, nach welchen Kriterien die Bundesl?nder den Zugang zu den weiterführenden Schulen gestalten und inwieweit Prüfungen und Zertifikate landesweit einheitlichen Standards entsprechen. Die Dimension der ?Inhalte“ schlie?lich zeigt, welcher Stellenwert modernen und traditionellen Unterrichtsinhalten in einem Schulsystem zukommen.
Neben der Darstellung und Analyse der schulrechtlichen Regelungen in den Bundesl?ndern seit 1949 wurden zwei weitere zentrale Forschungsfragen beantworten: Welche schulrechtlichen Typen lassen sich erkennen? Zu welchen schulrechtlichen Typen lassen sich die Bundesl?nder im Zeitverlauf zuordnen?
Originalpublikation
Helbig, Marcel/Nikolai, Rita (2015): Die Unvergleichbaren. Der Wandel der Schulsysteme in den deutschen Bundesl?ndern seit 1949, Bad Heilbrunn:? Klinkhardt – ebenfalls im Open Access auf www.pedocs.de
Helbig, Marcel/Nikolai, Rita (2015) Sammlung wichtiger schulrechtlicher Regelungen in den deutschen Bundesl?ndern von 1949 bis 2010. Quellen zum Buch ?Die Unvergleichbaren“.? Bad Heilbrunn: Klinkhardt – eOnly im Open Access auf www.pedocs.de
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Der WZBrief Bildung vom 31. Oktober 2015 stellt in Kurzform das Nachschlagewerk vor (Pdf).
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Prof. Dr. Rita Nikolai
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Institut für Erziehungswissenschaften
Tel.: 030 2093-4173
rita.nikolai@hu-berlin.de
Prof. Dr. Marcel Helbig
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Universit?t Erfurt
Tel.: 030 25491-525
marcel.helbig@wzb.eu