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Internationaler Tag der Menschenrechte – Refugees Welcome

Humboldt-Universit?t engagiert sich für Geflüchtete und Integration

Wir sind Humboldt
Abbildung: colourbox.de

2015 werden so viele Geflüchtete wie nie zuvor in einem Jahr Deutschland erreichen. Das hat eine Einwanderungsdebatte mit all ihren Facetten in Gang gesetzt. Die Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Initiativen ergriffen, um Geflüchteten den Zugang zur 三亿体育·(中国)官方网站 zu erm?glichen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der HU befassen sich in unterschiedlichen Projekten und Initiativen mit dem Thema Flucht.

Anl?sslich des Tages der Menschenrechte am 10.12.2015 gibt die HU Einblicke in das breite Spektrum des Engagements ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Geflüchtete.

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Jan-Hendrik Olbertz
Foto: Matthias Heyde
Abb.: Matthias Heyde

"Die Humboldt-Universit?t bietet seit diesem Wintersemester eine Gasth?rerschaft für Geflüchtete an und erleichtert ihnen mit weiteren Angeboten den Zugang zu Studium und Wissenschaft. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HU besch?ftigen sich in verschiedenen Projekten mit 三亿体育·(中国)官方网站 rund um Flucht und Geflüchtete und m?chten nicht nur wissenschaftliche Ergebnisse erreichen, sondern auch L?sungsvorschl?ge liefern, um Geflüchteten bei der Integration zu helfen."

Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz
Pr?sident der Humboldt-Universit?t zu Berlin

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Lesung und Vorstellung von Projekten am 10.12.2015

Die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t (KSBF) l?dt zu einer Veranstaltung ein, auf der der nigerianische Wissenschaftler und Schriftsteller Sule E. Egya aus seinem Buch ?Sterile Sky“ lesen wird (18-20 Uhr, Hauptgeb?ude der HU, Unter den Linden 6, H?rsaal 2094).

Anschlie?end werden Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren der Fakult?t sechs Projekte und Ideen vorstellen.

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Martin Meier

"100 Sekunden Mensch“ lautet der Titel der Videoreihe, die Martin Meier in diesem Wintersemester mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines Dreh- und Schnittseminars begonnen hat. Die 25 Bachelor-Studierenden haben die Aufgabe, in Zweier-Teams Interviews mit Geflüchteten zu drehen und sie haargenau auf eine Minute 40 zu schneiden. Unterstützt werden sie von einer Dokumentarfilmerin und einem Dolmetscher. Dabei geht es darum, interessante Details der Interwieten zu offenbaren. Das k?nnen Erinnerungen an die Flucht sein, aber auch Eindrücke in Berlin oder Farben der Heimat, das, vorüber der Mensch vor der Kamera am liebsten berichten m?chte. ?Wir wollen die Interviews auf einer Internetseite zeigen und auf Youtube“, sagt Meier, der insgesamt 100 Portraits plant.

Martin Meier
Leiter des Videostudios und des Videoarchivs am Institut für Musik- und Medienwissenschaft

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Aleksandra Lakic

Aleksandra Lakic arbeitet sich zurzeit durch Abschlussarbeiten von Bachelor- und Masterstudierenden wie Doktorarbeiten. Sie haben eine Gemeinsamkeit: alle haben mit den 三亿体育·(中国)官方网站 Flucht, Asyl oder Reaktionen auf die Flüchtlingskrise zu tun. Bis zum kommenden Sommersemester sollen die Texte in einem E-Book ver?ffentlicht werden. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Gokce Yurdakul initiiert, beteiligt sind auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der HU (BIM) und dem Institut für europ?ische Ethnologie. ?Viele der Arbeiten haben mit der Asylpolitik in Deutschland und Europa zu tun, aber nicht nur“, sagt die Studentin, die das E-Book herausgeben wird. ?Es geht auch um Marokko, Senegal oder Syrien, das Buch wird einen globalen, transnationalen Blick auf die soziopolitischen Ereignisse rund um das Thema Flucht und Vertreibung geben.“

Aleksandra Lakic
Masterstudentin am Institut für Sozialwissenschaften

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Regelm??ige Angebote

Die HU hat in den letzten Monaten verschiedene Initiativen ergriffen, um Geflüchteten den Zugang zur 三亿体育·(中国)官方网站 zu erleichtern. Sie unterstützt die Initiative ?Weltoffene 三亿体育·(中国)官方网站n – gegen Fremdenfeindlichkeit“ der Hochschulrektorenkonferenz und bietet Geflüchteten aktuell folgende Unterstützungsma?nahmen an:

Gasth?rerschaft

Seit diesem Wintersemester k?nnen Geflüchtete an der HU eine gebührenfreie Gasth?rerschaft beginnen und an regul?ren Vorlesungen und Lehrveranstaltungen teilnehmen. Das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) bietet im Rahmen der Gasth?rerschaft für Geflüchtete eigene sozialwissenschaftliche Kurse an, die auf Englisch/Farsi beziehungsweise Englisch/Arabisch stattfinden.

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Mohsen Kakarash

?Als politischer Journalist musste ich aus dem iranischen Gebiet von Kurdistan fliehen. Seit drei Jahren bin ich in Deutschland. Die Flucht war illegal und hat sieben Monate gedauert. Es w?re wichtig, den Menschen, die auf der Flucht sind, den Weg an den Grenzen nicht noch schwerer zu machen. Es sollte sicherere M?glichkeiten geben. Hier in Deutschland will ich auf lange Sicht wieder als Journalist arbeiten, deshalb muss ich schnell mein Deutsch verbessern. Zwar kann ich hier noch nicht offiziell studieren, aber ich besuche an der HU ein Seminar für Geflüchtete auf Farsi und Englisch. Daran nehmen auch regul?re Studierende der HU teil. Das ist toll, weil es so zu einem Austausch kommt.“

Mohsen Kakarash

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Orientierungsveranstaltung ?Studium und Wissenschaft in Berlin“

Als Orientierungshilfe für Geflüchtete bietet die Berliner Wissenschaftliche Gesellschaft (BWG) in Zusammenarbeit mit den Berliner Universit?ten seit Anfang November unter anderem im Hauptgeb?ude der HU eine w?chentliche multidisziplin?re Vorlesungsreihe an. Darin informieren Hochschullehrerinnen und -lehrer über das wissenschaftliche Angebot an den Berliner Universit?ten- gegliedert in die drei F?chergruppen Life Sciences/Medizin, MINT F?cher und Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Die Vorlesungen finden in Englisch und Deutsch statt.? ?

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Prof. Dr. Martin Heger

?Unsere Idee ist, dass studieninteressierte Geflüchtete keine Zeit verlieren, sich im Laufe des Sommersemesters einen ?berblick verschaffen und zum kommenden Wintersemester immatrikulieren“, sagt Koordinator Martin Heger. Der Professor für Strafrecht an der HU und stellvertretender Vorsitzender der BWG hat das Projekt initiiert. Das Praktische: Selbst wenn die Geflüchteten woanders hinziehen müssen, hilft ihnen das Wissen deutschlandweit auf dem Weg zum Studium weiter. Das Schwierige: ?Es ist gar nicht so einfach, an die Zielgruppe heranzukommen. Wir mobilisieren die meisten Menschen, wenn wir direkt in die Flüchtlingseinrichtungen gehen.“ Dies sei zeitintensiv und personalaufwendig. Nun soll ein Student der Arabistik bei der Kommunikation mithelfen.

Prof. Dr. Martin Heger
Professor für Strafrecht an der HU und stellvertretender Vorsitzender der BWG

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Studienberatung

Sowohl durch die Studienabteilung als auch durch das International Office werden Geflüchtete zu M?glichkeiten der Aufnahme beziehungsweise Fortsetzung eines regul?ren Studiums beraten. Seit September 2015 gibt es eine w?chentliche mehrsprachige Sondersprechstunde für studieninteressierte Geflüchtete auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Farsi. ??

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"Mein Name ist Sharareh, ich komme aus Iran und bin als Geflüchtete hier. Ich bin alleine nach Deutschland gekommen, habe in Flüchtlingsheimen gelebt. Oft als einzige Frau allein unter M?nnern, das hat mir manchmal Angst gemacht. Zwischenzeitlich hat sich meine Wohnsituation verbessert. Mein Ziel ist es, so schnell wie m?glich Deutsch zu lernen, denn hier studieren zu k?nnen, ist mein gr??ter Traum. Bis dahin ist es jedoch noch ein sehr weiter Weg, es gibt so viele bürokratische Hürden. In Iran habe ich Filmwissenschaften studiert und m?chte dieses Studium gerne hier abschlie?en. Dort konnte ich leider nicht die Filme drehen, die ich mir vorstelle. Seit ich in Deutschland bin, habe ich schon zwei Filme gemacht. Es ist nicht leicht für mich, hier das Equipment zu bekommen, aber ich habe es geschafft. An der HU besuche ich ein Seminar, das auch Geflüchteten offensteht. Ich bin froh, dass ich so ein Angebot gefunden habe.“

Sharareh S.

Psychologische Beratung

Am Zentrum für Interkulturelle Psychiatrie an der Charité werden verschiedene Gruppentherapien, Gespr?chsgruppen und Sprechstunden angeboten. Au?erdem wird ein berlinweites Netzwerk zur St?rkung der psychosozialen Versorgung für Geflüchtete aufgebaut.

Darüber hinaus werden ein Training zur psychosozialen Pr?vention für Geflüchtete und ein Supervisionskonzept für ehrenamtliche und professionell T?tige entwickelt.

Bibliotheksnutzung

Die Universit?tsbibliothek vergibt tempor?re Benutzungsausweise: Geflüchtete, die in Berlin einen Asylantrag gestellt haben, erhalten bei Vorlage ihrer tempor?ren ?Aufenthaltsgestattung zur Durchführung des Asylverfahrens“ einen Benutzungsausweis.

Ehrenamtliche Unterstützung

Hinzu kommt eine Vielzahl ehrenamtlicher Unterstützungsangebote durch Angeh?rige der HU. Institute der Humboldt-Universit?t - etwa die Institute für Philosophie und Europ?ische Ethnologie - erkennen ehrenamtliches Engagement von Studierenden für Geflüchtete als Praktikum an.

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Jelena Jovicic

"In meiner Masterarbeit habe ich mir angeschaut, wie es Geflüchteten aus Serbien, also einem ?sicheren‘ Herkunftsland ergeht, die in Deutschland Asyl beantragen. Sie haben es schwer, weil sie vom administrativen System ausgegrenzt werden. Aber die Entscheidung, sein Heimatsland zu verlassen, trifft man nicht über Nacht. Es ist ein langwieriger und schmerzhafter Prozess. Wenn jemand alles zurückl?sst und sich ins Ungewisse aufmacht, spricht das für eine schlimme Notlage. Die Idee der Solidarit?t ist für mich allumfassend, man kann sie nicht nur bestimmten Gruppen zukommen lassen. Ich selbst bin Serbin. 1999 bin ich mit meiner Familie vor den Bombenangriffen der Nato geflohen. Ich kann nachfühlen, wie es den Geflüchteten aus Syrien und anderen Kriegsgebieten geht. Die Menschen, die hier Schutz suchen, sind Menschen wie du und ich."

Jelena Jovicic
Studentin der Sozialwissenschaften

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Frédérique Lang

"Ich habe in meiner Masterarbeit untersucht, warum viele Geflüchtete bewusst Asyl in Deutschland und nicht in einem anderen EU-Land beantragen. Danach habe ich beschlossen, mich in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren. Ich helfe regelm??ig am LaGeSo in Moabit und im Flüchtlingsheim auf dem Tempelhofer Feld. Manchmal arbeite ich in der Küche, manchmal verteile ich Bedarfsgegenst?nde oder beantworte Fragen zum Leben hier. Dabei lerne ich interessante Menschen kennen. So sind bereits einige Freundschaften entstanden. Viele von ihnen leiden darunter, dass sie lange Zeit nicht arbeiten dürfen und suchen 三亿体育·(中国)官方网站 zu Menschen aus Berlin. Es gibt unz?hlige nützliche Initiativen und M?glichkeiten, sich einzubringen – Pl?ne in den Flüchtlingsheimen, in die man sich auch einmalig zum Helfen eintragen kann, Tandems, eine Einladung zum Abendessen bei sich zu Hause. Begegnungen, die für beide Seiten wirklich bereichernd sind.“

Frédérique Lang
Absolventin des Euromasters Programms

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Asylrechtsberatung durch die Refugee Law Clinic

Seit 2014 findet eine einj?hrige Ausbildung zu Fragen des Asyl- und Ausl?nderrechts statt; die ersten studentischen Beraterinnen und Berater haben Ende Oktober ihre Arbeit aufgenommen. Die kostenlose mehrsprachige Rechtsberatung findet direkt in Flüchtlingsunterkünften statt. Die Refugee Law Clinic Berlin e.V. ist eine Initiative von Studierenden und Promovierenden der HU aus verschiedenen Fachrichtungen. Im Wintersemester 2015/16 organisiert die Refugee Law Clinic eine Vorlesung zum deutschen und europ?ischen Asylrecht.

Wissenschaftliche Projekte

Als Wissenschaftsinstitution kann die HU dazu beitragen, die Fragen, die Flucht und Migration aufwerfen, zu analysieren und L?sungsvorschl?ge zu unterbreiten. Dazu werden u.a. diese Projekte durchgeführt:

  • Am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften wurde das bundesweite "Netzwerk Flüchtlingsforschung" mitinitiiert, in dem sich etwa 100 Experten unterschiedlicher Disziplinen vernetzen und auch eine Anlaufstelle für die ?ffentlichkeit bieten.
  • Das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) hat eine bundesweite Studie zu Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit (EFA) durchgeführt. 466 Ehrenamtliche und über 70 Organisationen nahmen im Herbst 2014 an der Online-Umfrage teil. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden zu ihrem Engagement, den Organisationsformen und ihren Motiven, sich ehrenamtlich für Geflüchtete einzusetzen, befragt. Gerade wurde die Erhebung für die Folgestudie (EFA-2) abgeschlossen, an der sich 2291 Personen beteiligt haben. Die Studie legt dar, wie ehrenamtliche Arbeit für die Belange von Geflüchteten in Deutschland organisiert ist, zeigt strukturelle Probleme auf und unterbreitet Handlungsempfehlungen.
  • Am Institut für Psychologie wird zu St?rungen bei Opfern von Krieg und Gewalt, psychischer Gesundheit von Migranten und interkulturellen Aspekten von psychischen St?rungen in der Psychotherapie geforscht.

Haben Sie ein Projekt an der HU mit Bezug zum Thema Geflüchtete? Dann wenden Sie sich an:

Inse B?hmig
Stabsstelle Internationalisierung
Zentrale Ansprechpartnerin HU-Initiativen "Refugees Welcome"
Tel.: +49 (0)30 2093-20092
inse.boehmig@hu-berlin.de

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Pressekontakt

Hans-Christoph Keller
Sprecher der Humboldt-Universit?t zu Berlin
Leiter der Stabsstelle Presse- und ?ffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)30 2093-2946
hans-christoph.keller@hu-berlin.de

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Jochen O. Ley
Referatsleitung Allgemeine Studienberatung und -information
Tel.: +49 (0)30 2093-70257
jochen.ley@uv.hu-berlin.de

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Fotos: Ralph Bergel (5); Matthias Heyde (Olbertz, Heger)