Emotionale Zurückhaltung: von M?nnern erwartet, bei Frauen suspekt
Zu diesem Schluss kommt ein Team von Psychologen aus Berlin und Haifa in zwei Experimenten, in denen 117 Probanden emotionale Reaktionen von M?nnern und Frauen bewerteten. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift ?Emotion“ ver?ffentlicht.
Eine Person wird als ?emotional zurückhaltend“ bezeichnet, wenn sie ihre Reaktion auf emotionsausl?sende Situationen kaum oder nur verz?gert zeigt. Emotionale Zurückhaltung, oft auch als ?m?nnliche Emotion‘ bezeichnet, gilt in modernen westlichen Gesellschaften als eine wichtige kulturelle Norm, für Frauen wie M?nner gleicherma?en. ?Wir haben in zwei Experimenten untersucht, inwieweit emotionale Zurückhaltung bei Traurigkeits- und Wutreaktionen als ein Zeichen von emotionaler Kompetenz und allgemeiner Intelligenz wahrgenommen wird“, sagt Ursula Hess, Professorin für Sozialpsychologie an der Humboldt-Universit?t zu Berlin.
M?nnliche Emotionen als Norm in der modernen westlichen Welt?
In einem ersten Experiment untersuchten die Forscher, wie sich die emotionale Zurückhaltung einer Person auf die Wahrnehmung ihrer emotionalen Kompetenz auswirkt. Sie zeigten 59 Probanden Bilder von emotionsausl?senden Reizen und Videos von Personen, die auf diese Reize reagieren. Zuerst wurde den Probanden fünf Sekunden lang ein Bild gezeigt, das sowohl Traurigkeit als auch Wut ausl?sen kann (beispielsweise eine geprügelte Frau, geschlachtete Robben). Unmittelbar danach sahen die Probanden ein vier Sekunden langes Video, in dem ein Mann oder eine Frau entweder mit Traurigkeit oder mit Wut auf das zuvor gezeigte Bild reagierte. Die Videos starteten mit einem neutralen Gesichtsausdruck, aus dem heraus sich eine traurige oder wütende Emotion entwickelte. Die emotionalen Reaktionen zeigten sich schnell (0,5 Sekunden) oder langsamer (1,5 Sekunden) nach Ausblenden des Bildes. Dadurch sollte der Eindruck entstehen, dass die Person im Video ihre Emotion entweder sehr spontan ?u?ert oder eben ?emotionale Zurückhaltung“ übt, indem sie verz?gert reagiert. Die Probanden bewerteten im Anschluss jeweils, wie emotional intelligent, empfindsam und gesellig die Person im Video ist und wie authentisch und angemessen ihre Reaktion ist.
In einem zweiten Experiment wollten die Forscher wissen, wie sich die emotionale Zurückhaltung einer Person auf die Wahrnehmung ihrer Intelligenz auswirkt. Dafür lie?en sie 58 Probanden die gleichen Bilder und Videos betrachten wie im ersten Experiment.
Die Probanden bewerteten im Anschluss wieder jeweils die Reaktion der Person im Video und ihre emotionale Kompetenz. Zus?tzlich gaben sie an, wie intelligent sie die Person einsch?tzten.
M?nner punkten mit emotionaler Zurückhaltung
Die Analysen zeigen: M?nner werden als emotional kompetenter und intelligenter eingesch?tzt, wenn sie verz?gert reagieren. Diese Reaktionen werden auch als authentischer und angemessener bewertet als unmittelbare Reaktionen. ?Für M?nner scheint sich also die Auffassung zu best?tigen, dass emotionale Zurückhaltung auf gutes Urteilsverm?gen hinweist, da es sowohl die Wahrnehmung von emotionaler Kompetenz als auch die Wahrnehmung der allgemeinen Intelligenz beeinflusst“, schlussfolgert Ursula Hess.
Emotionale Spontaneit?t von Frauen erwartet
Für Frauen ergibt sich das entgegengesetzte Muster. Frauen, die unmittelbar reagieren, werden als emotional kompetenter und intelligenter erachtet als Frauen, die verz?gerte Reaktionen zeigen. Unmittelbare Reaktionen werden zudem als angemessener und authentischer bewertet als verz?gerte Reaktionen. Eine m?gliche Erkl?rung sehen die Autoren darin, dass Frauen allgemein als emotional kompetenter bewertet werden und weniger dazu in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren. Bezogen auf die Ergebnisse hei?t das, dass verz?gerte Reaktionen bei den eigentlich emotional kompetenteren Frauen als unnatürliche und strategische Reaktionen bewertet werden.
??Für M?nner und Frauen gilt gleicherma?en: werden ihre Emotionen als authentisch und angemessen bewertet, werden sie als emotional kompetent wahrgenommen“, fasst Ursula Hess die Ergebnisse zusammen. ?Der Unterschied liegt in dem Verhalten, das als authentisch und angemessen bewertet wird: bei M?nnern ist es die emotionale Zurückhaltung, bei Frauen die emotionale Spontaneit?t. Man kann also sagen, dass m?nnliche Emotionen tats?chlich nur für M?nner gut sind.“
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Hess, U., David, S., & Hareli, S. (2016). Emotional Restraint is Good for Men Only: The Influence of Emotional Restraint on Perceptions of Competence. Emotion, 16, 2, 208-213.
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Prof. Dr. Ursula Hess
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Tel.: 030 2093-9327
ursula.hess@psychologie.hu-berlin.de