Presseportal

Bach hilft nicht immer beim Sprachenlernen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, wie Hirnaktivit?t unabh?ngig von Hintergrundmusik den Erfolg beim Lernen von Vokabeln vorhersagt
Ein Vokalbelheft mit franz?sischen Vokabeln

Hintergrundmusik hilft nicht immer beim
Vokabellernen.
Abbildung: Colourbox.de/Laurence Mouton

Leistungssteigerung beim Sprachenlernen mithilfe von Hintergrundmusik ist ein Thema, das Forscherinnen und Forscher seit Jahrzehnten besch?ftigt. Neuere Befunde legen nahe, dass Pers?nlichkeitseigenschaften, wie z.B. Introvertiertheit sowie Art bzw. Kontext der Aufgaben eine bedeutsame Rolle spielen. Ob es Musik gibt, die bei kognitiven Aufgaben, wie dem Lernen von Vokabeln leistungsf?rdernd wirkt, ist weiter umstritten.

Dr. Mats Küssner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) konnte nun gemeinsam mit Kolleginnen der Universit?t von Amsterdam zeigen, dass Vokabeln besser im Ged?chtnis bleiben, wenn mehr von einer bestimmten Hirnaktivit?t vorherrscht – ein Effekt, der unabh?ngig von Hintergrundmusik, gemessen wurde. Ihre Ergebnisse wurden nun in der Open-Access-Zeitschrift “PLOS ONE” ver?ffentlicht.

Beta-Wellen sind wichtig für Lernerfolg

Für die Studie “EEG Beta Power but Not Background Music Predicts the Recall Scores in a Foreign-Vocabulary Learning Task” haben die Forschenden in zwei Phasen die Hirnaktivit?t von Testpersonen vor dem Vokabellernen gemessen. Mittels Elektroenzephalographie (EEG) konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegen, dass der Anteil der Beta-Wellen, die im Allgemeinen mit gesteigerter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit assoziiert werden, das Abschneiden in einem Vokabeltest vorhersagt.

EEG ist eine Methode der medizinischen Diagnostik und Neurowissenschaften und wird zur Messung der elektrischen Aktivit?t des Gehirns eingesetzt. Sie fanden heraus, dass diejenigen Personen, die einen h?heren Anteil an Beta-Wellen hatten, besser in anschlie?enden Vokabeltests abschnitten als diejenigen mit einem geringeren Anteil an Beta-Wellen. Das EEG-Signal wird üblicherweise in verschiedene Frequenzbereiche eingeteilt. Beta-Wellen liegen in einem Spektrum zwischen ca. 14 und 35 Hz und k?nnen unter anderem den Grad der Aufmerksamkeit im Wachzustand anzeigen.

Ein unerwartetes Ergebnis

In dem Experiment mussten die Testpersonen in zwei Phasen neue Vokabeln lernen. In der einen h?rten sie dabei Hintergrundmusik, w?hrend in der anderen Stille herrschte. Bei den zu lernenden Vokabeln handelte es sich um 64 Fantasiew?rter wie ?niek’, ?bondas’ oder ?isfo’, um auszuschlie?en, dass sie den Personen vor dem Experiment bekannt waren. In beiden F?llen gab es drei Lernrunden, an die sich jeweils direkt ein Vokabeltest anschloss. Zudem wurden sie eine Woche sp?ter erneut ins Labor gebeten, um zwei weitere Vokabeltests zu absolvieren.

?Dieser Zusammenhang zwischen Beta-Wellen und kognitiver Leistung war unerwartet und er?ffnet viele neue Forschungsperspektiven. Eine Frage, die sich direkt daraus ergibt, ist: Wie kann der Anteil der Beta-Wellen beim Lernen erh?ht werden? Hierbei kann Hintergrundmusik durchaus eine gro?e Rolle spielen. Ob Mozart oder Mot?rhead, Bach oder Beatles – der Erfolg der kognitiven Leistungssteigerung mittels Musik wird aber stark vom individuellen Musikgeschmack abh?ngen”, erg?nzt Küssner. Es ist daher praktisch ausgeschlossen, dass ein Musikstück gefunden oder komponiert werden kann, das bei allen Menschen die kognitive Leistung erh?ht.

Ob und welche Musik in der Lage ist, mehr Beta-Wellen zu erzeugen, ist eine von zahlreichen Forschungsfragen, denen im neu gegründeten Erich von Hornbostel Audio Emergence Lab (HAEL) nachgegangen wird. Das Labor ist angesiedelt am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der HU. Es wird finanziert aus Mitteln der F?rderlinie "Kontinuit?t exzellenter Forschung" im Rahmen des HU-Zukunftskonzepts "Bildung durch Wissenschaft - Pers?nlichkeit, Offenheit, Orientierung".

Weitere 三亿体育·(中国)官方网站

三亿体育·(中国)官方网站

Dr. Mats Küssner
Humboldt-Universit?t zu Berlin

Tel: 030 2093-2623
mats.kuessner@hu-berlin.de

?