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Forschen auf Augenh?he f?rdert Nachhaltigkeit

Den Elfenbeinturm verlassen und gemeinsame Experimente in der Natur durchführen - dies verbessert die ?kologischen Kompetenzen und f?rdert ?kologische Handlungsweisen unter Nutzern und Bewirtschaftern natürlicher Ressourcen. Das zeigt ein bemerkenswertes sozial-?kologisches Experiment mit Anglern, das im Fachjournal Science Advances – dem Online Ableger von Science - publiziert wurde.

Angelexperiment
Befischung Helmstedt Foto: Robert Arlinghaus und Besatzfisch
Projekt/IGB

Die Natur ist komplex und schwer zu verstehen. Selbst für führende Wissenschaftler ist es nahezu unm?glich, exakte Prognosen darüber anzustellen, wie natürliche ?kosysteme auf Bewirtschaftungsma?nahmen oder natürliche Einflussfaktoren reagieren. Um die Wirkung von menschlichen Aktivit?ten zweifelsfrei zu verstehen, bedarf es daher umfangreicher und langj?hriger Freilandexperimente und einer kontinuierlichen Erfolgskontrolle. Doch all das wissenschaftliche Wissen nützt wenig, wenn es nicht mit dem Praxiswissen vor Ort verschnitten wird. Ein reines Leben im Elfenbeinturm kann nicht die L?sung für mehr Nachhaltigkeit sein.

Die transdisziplin?re Nachhaltigkeitsforschung versteht sich als der Gesellschaft verpflichteter Forschungsansatz, der Probleme der Nachhaltigkeit in enger Zusammenarbeit von Forschenden und Praktikern zu l?sen versucht. Ein Nutzen, den das gemeinsame Forschen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern verspricht, ist gemeinsames Lernen am realen Forschungsgegenstand. Doch bisher suchte man vergeblich nach quantitativen Belegen, dass sich diese neue Form der partizipativen Forschung wirklich lohnt.

Lernerfolg des gemeinsamen Forschens

In einem umfangreichen, mehrj?hrigen sozial-?kologischen Fischereiexperiment haben Fischereiwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) in Kooperation mit Biologiedidaktikern der Universit?t Tübingen und einer Vielzahl nieders?chsischer Angelvereine als Praxispartner untersucht, ob und wie sich eingesetzte Fische in ihrer neuen Umgebung etablieren. Das mehrj?hrige ?kologische Experiment zum Fischbesatz wurde kombiniert mit einem umweltp?dagogischen Experiment zum Lernerfolg des gemeinsamen Forschens.

Fischbesatz ist eine traditionelle Managementpraxis in der Fischerei, allerdings wird befürchtet, dass das Einsetzen von Fischen in vielen F?llen ohne Wirkung verpufft und gleichzeitig ?kologische Sch?den wie Krankheitsausbrüche oder Verlust lokal angepasster Populationen entstehen k?nnen. Hingegen meinen viele Angler und Bewirtschafter, dass Fischbesatz alternativlos ist, um in stark vom Menschen beeinflussten Gew?ssern die Fischbest?nde zu erhalten und zu steigern. Die entsprechende Unsicherheit kann nur durch gro?angelegte Experimente an bewirtschafteten Gew?ssern reduziert werden. Dazu müssen einige Gew?sser mit markierten Fischen besetzt werden, andere nicht, und die Begleitforschung muss über mehrere Jahre die Ma?nahmenwirkungen auch im Vergleich zu nichtbesetzten Kontrollgew?ssern untersuchen.

Gemeinsames Forschen auf Augenh?he erzeugt Lerneffekte

Die Fischereiwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler um den Studienleiter Professor Robert Arlinghaus (HU und IGB) überwachten in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm für Sozial-?kologische Forschung über fünf Jahre gef?rderten Besatzfisch-Projekt den Erfolg von Fischbesatz mit markierten Karpfen und Hechten in 24 von Anglern bewirtschafteten Baggerseen. Begleitend begab sich eine kleine Gruppe von Sozialwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen zusammen mit Anglern und Gew?sserbewirtschaftern in Workshops auf die gemeinsame Reise der Planung und Evaluierung der ?kologischen Fischbesatzexperimente. Die umweltp?dagogische Erfolgsmessung basierte auf drei Versuchsgruppen: eine Placebogruppe, eine Gruppe von Anglern und Bewirtschaftern, die über einen Vortrag zu 三亿体育·(中国)官方网站 des nachhaltigen Fischereimanagements über Fischbesatz ausgebildet wurden, sowie eine Gruppe, die am Freilandexperiment direkt beteiligt wurde, nachdem auch sie ebenfalls in einem 4,5-stündigen Seminar theoretisch in Fischbesatzthemen ausgebildet wurde. Typisch ist in den Gew?sserwarteschulungen der Anglerverb?nde lediglich die theoretische Ausbildung.

Obwohl auch die Theorie langfristig die ?kologischen Wissensbest?nde der Angler und Bewirtschafter im Vergleich zur Placebogruppe ?nderte, zeigten sich die gr??ten umweltp?dagogischen Effekte bei der partizipativen Gruppe. Diese erinnerte zehn Monaten nach Programmende nicht nur gr??ere Wissensbest?nde. Darüber hinaus zeigten sich ?nderungen der pers?nlichen Normen und der ?kologischen Grundüberzeugungen – insbesondere ver?nderte sich die Bereitschaft, künftig über Fischbesatz das fischereiliche Management zu gestalten. Stattdessen wurden alternative Bewirtschaftungsvorgehen, die geringere ?kologische Risiken kennzeichnet, wie die Verbesserung der Lebensr?ume oder die Versch?rfung von Fangbeschr?nkungen, verst?rkt akzeptiert.

?Unsere Studie belegt, dass aktive Teilnahme an Experimenten in der Natur einen h?heren Bildungserfolg erzielt als passives Zuh?ren“, erl?utert Professor Christoph Randler von der Universit?t Tübingen. ?Insbesondere zeigt sich, dass das gemeinsame Forschen auf Augenh?he Lerneffekte weit über die Wissenschaft hinaus bewirkt“, erg?nzt Erstautorin Dr. Marie Fujitani. ?Die Schnittstellen zwischen Umweltpraxis und Forschung müssen unbedingt gef?rdert werden, so dass transdisziplin?re Forschung auf der Grundlage gut evaluierter Freilandexperimente gro?fl?chig zum Einsatz kommen kann“, konstatiert Professor Dr. Robert Arlinghaus. Die Ergebnisse sind mit gro?er Wahrscheinlichkeit auch auf andere Situationen übertragbar, in der Menschen Natur nutzen und gestalten, wie z. B. in der Landwirtschaft oder in der Jagd- und Forstwirtschaft.

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Ver?ffentlichung: Fujitani, M., McFall, A., Randler, C., Arlinghaus, R. (im Druck). Participatory adaptive management leads to environmental learning outcomes extending beyond the sphere of science. Science Advances.

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Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Humboldt-Universit?t zu Berlin und Leibniz-Institut für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei arlinghaus@igb-berlin.de

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