Je gr??er die Freiheit, desto gr??er die Wohlfahrt
In einer empirischen Studie mit Daten aus 85 Staaten haben Wolfgang Scholl (Humboldt-Universit?t zu Berlin) und Carsten Schermuly (SRH 三亿体育·(中国)官方网站 Berlin) herausgefunden, warum das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die gesellschaftliche Wohlfahrt nicht nur in den demokratischen Industriegesellschaften h?her sind als in den autokratischen L?ndern des ehemaligen Ostblocks und des globalen Südens, sondern warum es auch in Europa von den skandinavischen L?ndern bis zu den süd?stlichen Mittelmeerl?ndern deutliche Unterschiede gibt.
Je gr??er die Machtunterschiede und je geringer die faktisch nutzbaren Freiheiten in einem Land sind, umso mehr nutzen die M?chtigen ihre Position zur Selbstbereicherung beziehungsweise zur Korruption aus. Damit schaden sie nicht nur der Wirtschaft, gemessen am BIP, sondern auch der Wohlfahrt breiter Schichten der jeweiligen Bev?lkerung. Die Studie misst Wohlfahrt nicht als subjektives Glücksempfinden wie andere Studien, sondern, wie hoch und wie breit verteilt Lebenserwartung, Bildung und Einkommen sind.
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Die Forscher haben diese Zusammenh?nge mit einem komplexen Kausalmodell geprüft und best?tigt. Viele ?konomen, zum Beispiel Acemoglu & Robinson in ?Why nations fail“ identifizieren die formalen Institutionen wie demokratische Wahlen und Regeln als korruptionshemmend. Das neue Modell hingegen hebt die Rolle von kulturellen Praktiken, wie gelebter Freiheit und tats?chlicher Machtkontrolle hervor, die mit den formalen Institutionen noch nicht gesichert sind. Inhaltlich sind die Schlussfolgerungen ?hnlich, wobei das geprüfte Modell ?das Scheitern von Nationen“ und seine Ursachen quantitativ pr?zisiert.
Des Weiteren wurde erstmals die Frage geprüft, wie Korruption und BIP zusammenh?ngen, also ob Korruption den wirtschaftlichen Erfolg (das BIP) beeintr?chtigt, ob schlechte wirtschaftliche Verh?ltnisse die Korruptionsneigung erh?hen oder ob es eine Wechselwirkung gibt. Alle drei Ansichten wurden in der bisherigen Forschung vertreten und konnten mit den üblichen Methoden nicht gekl?rt werden. Dies ist erst mit dem jetzt verwendeten Kausalmodell der Fall. Das Ergebnis: Es gibt nur einen – und zwar sehr starken – negativen Effekt der Korruption auf das BIP.
Interessant ist, dass weitere kulturelle Merkmale eine Rolle spielen: So beeintr?chtigt Kolonialismus die betroffenen L?nder auch weit über den
Zeitpunkt ihrer Unabh?ngigkeit hinaus in ihrer Wirtschaftskraft. H?here Gleichberechtigung der Geschlechter wiederum kommt direkt der allgemeinen Wohlfahrt zugute.
Die Studie, die im Journal of Business Ethics erschienen ist, zeigt, dass die demokratische Kultur weiter gest?rkt und ausgebaut werden muss, gerade auch gegen populistische und extremistische Str?mungen. Die allgemeinen individuellen Menschenrechte sind zu verteidigen und die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder aufgrund der Herkunft zu bek?mpfen. Die St?rkung politischer Mitwirkungsm?glichkeiten und die verbesserte Machtkontrolle von Politik und Wirtschaft stehen in direktem Zusammenhang mit der Wohlfahrt der Bürgerinnen und Bürger.
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Link zur Publikation: Scholl, W. & Schermuly, C. C. (2018, online first). The impact of culture on corruption, gross domestic product, and human development. Journal of Business Ethics. https://doi.org/10.1007/s10551-018-3977-0
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Prof. i.R. Dr. Wolfgang Scholl
Institut für Psychologie
Tel.: 030 2093-9355
schollwo@hu-berlin.de