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Gut vernetzt und mit klaren Zielen

Das an der HU entwickelte ?Leadership-Programm für Professorinnen“ unterstützt seit mehr als zehn Jahren Frauen, zun?chst an der HU, seit 2019 an der Berlin University Alliance



Alternativtext

Prof. Dr. Aileen Edele,
Foto: Stefan Klenke

Für sie kam die F?rderung gerade rechtzeitig vor einem wichtigen Karriereschritt. Aileen Edele ist eine von zw?lf Professorinnen der Berlin University Alliance (BUA), die gerade das ?Leadership-Programm für Professorinnen“ durchlaufen haben. Die Professorin für Lehr-Lernforschung war bislang am Institut für Erziehungswissenschaften der HU und am Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung (BIM) t?tig. Anfang 2025 übernimmt sie dessen Leitung.

Das Programm sei dringend n?tig, um sich für Führungsaufgaben an der Universit?t zu qualifizieren, sagt die Wissenschaftlerin, die zum Lernen an? Schulen forscht, in denen Menschen aus verschiedenen Herkunftskulturen zusammenkommen. ?In der Wirtschaft und in NGOs ist diese F?rderung selbstverst?ndlich, aber die Uni sieht das strukturell nicht vor.“ Um diese Lücke zu füllen, hat Ursula Fuhrich-Grubert das Programm 2012 an der Humboldt-Universit?t entwickelt. Denn wer neu auf eine Professur berufen wird, bringe nur einen Teil der n?tigen Kenntnisse mit. ?Er oder sie hat gelernt, Forschungsmittel einzuwerben, zu forschen und zu lehren“, erkl?rt die zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der HU. ?Professor*innen werden in diese Situation geworfen und müssen damit klarkommen, wenn es im Team zum Beispiel Konflikte gibt.“

Workshops zu Führungskompetenz und Networking

In der Anfangszeit f?rderte das Programm jedes Jahr fünf Professorinnen. Seit dem Zusammenschluss von FU, HU, TU und Charité-Universit?tsmedizin zur BUA sind es jedes Jahr zw?lf Frauen – drei pro Standort. Auch um nicht miteinander zu konkurrieren, unterscheiden sie sich im Alter und in der Fachrichtung. Und werden in zwei Gruppen aufgeteilt: ?Die Idee war und ist bis heute, dass sie sich in einer kleinen Gruppe regelm??ig über ein Jahr hinweg mit dem Thema Führung in der Wissenschaft besch?ftigen“, betont Fuhrich-Grubert, die an der HU seit kurzem auch das ?Zentrum Chancengerechtigkeit“ leitet und zudem im Vorstand der ?Berlin Leadership Academy“ sitzt.

Zu Beginn wird der Führungsstil jeder Teilnehmerin analysiert, wobei auch die Wahrnehmung ihrer Mitarbeitenden einflie?t. In sechs über das Jahr verteilten eint?gigen Workshops besch?ftigen sie sich mit den 三亿体育·(中国)官方网站 Führungsverst?ndnis, Rollenkl?rung und Hochschulkultur, Kommunikation, Teamarbeit sowie Au?enwirkung. Am Ende reflektieren sie in fünf Einzelcoachings ihre pers?nlichen Ziele.

Networking bildet dabei das Querschnittsthema. Auf vier gro?en 三亿体育·(中国)官方网站 k?nnen sich die Professorinnen mit Ehreng?sten, ehemaligen Teilnehmerinnen und Frauen aus Politik und Wirtschaft vernetzen. ?Mir ist wichtig, dass diese 三亿体育·(中国)官方网站 in einem sch?nen Rahmen, an exklusiven Orten mit Dinner stattfinden“, betont Frauenbeauftragte Fuhrich-Grubert: ?Die Professorinnen sollen sich dadurch gewertsch?tzt fühlen, denn ein Dankesch?n bekommen sie in ihrem beruflichen Alltag eher selten zu h?ren.“

Au?erdem sei ein weitverzweigtes, interdisziplin?res Netzwerk die Grundvoraussetzung, um erfolgreich führen und zukünftig mit anderen kooperieren zu k?nnen. Denn Ursula Fuhrich-Grubert m?chte mit dem Leadership-Wissenschaft-Programm, das sich an Abteilungsleiterinnen und Gesch?ftsführerinnen der BUA-Verwaltung richtet, einen h?heren Frauen-Anteil auf Spitzenpositionen erreichen. Bislang ist ein Drittel der Professorenschaft an der BUA weiblich. Auf der Pr?sidial-Ebene seien es im bundesweiten Durchschnitt etwa genauso viel Frauen.?

?Es ist eine Illusion zu glauben, dass man alles übernehmen kann“

Ursula Fuhrich-Grubert

Ursula Fuhrich-Grubert das Leadership-Programm 2012 an der
Humboldt-Universit?t entwickelt.
Foto: Barbara Herrenkind

Das Interesse an den beiden F?rderprogrammen sei gro?. ?Das Leadership-Programm für Professorinnen hat regelm??ig dreimal so viel Bewerbungen wie Pl?tze“, so Fuhrich-Grubert. ?Das spricht schon B?nde.“ Tats?chlich entstünden infolge der Vernetzung nicht nur interdisziplin?re Forschungsvorhaben – Frühere Teilnehmerinnen haben sp?ter Positionen wie Dekanin, Vizepr?sidentin und Pr?sidentin übernommen und sind weiterhin in diesen Funktionen t?tig. Aileen Edele bemerkt bereits jetzt eine positive Auswirkung. Ihre Haltung zu den vielen Aufgaben als Professorin habe sich ver?ndert: ?Mir ist klar geworden, dass wir uns in jedem Karriereabschnitt entscheiden müssen, wo unsere Priorit?ten liegen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass man alle Aufgaben übernehmen und gut machen kann.“ Nein zu sagen und dies nicht begründen zu müssen, sei kein Zeichen von Schw?che, sondern k?nne von St?rke zeugen: ?Das haben wir geübt.“

Auch das pers?nliche Coaching habe ihr dabei geholfen, ihre Aufgaben als Forschende, Lehrende und Vorgesetzte zu kl?ren. ?Es gibt unterschiedliche Arten, die Rolle als Professorin auszuüben. Manche haben eine sehr enge Expertise, manche sind eher Generalistinnen“, betont sie. Beides k?nne richtig sein. ?Ich bin eher Generalistin und mache gerne mal etwas Neues. Und das ist kein Nachteil.“

Offener Austausch untereinander ein ?Riesengewinn“

Nicht zuletzt wird auch der Umgang mit Konflikten und Machtstrukturen in der Universit?t trainiert. ?Wir sind es gew?hnt, auf der sachlichen Ebene zu agieren“, stellt Edele fest. H?ufig würden sich hinter dem Austausch von Argumenten aber Machtkonflikte verbergen. ?Es ist wichtig zu erkennen, worum es eigentlich geht, um angemessen zu reagieren.“ Insbesondere in den MINT-F?chern mit geringem Frauenanteil unter den Lehrenden werde Macht manchmal subtil ausgeübt, erg?nzt Frauenbeauftragte Fuhrich-Grubert und nennt ein Beispiel: ?Wie gehe ich damit um, wenn mein Kommentar einfach übergangen wird? Spreche ich das an? Wie spreche ich das an?“

Als besonders wertvoll empfindet Aileen Edele die Vernetzung mit den anderen Frauen: ?Es ist ein Riesengewinn, dass wir uns sehr offen und vertrauensvoll miteinander austauschen k?nnen. Uns besch?ftigen ?hnliche 三亿体育·(中国)官方网站 und Herausforderungen.“ Das sei hier besonders gut m?glich, ?weil wir unabh?ngig voneinander sind, neutral und ohne Eigeninteressen kommunizieren k?nnen.“ Die M?glichkeit dazu gibt es nicht nur bei den eint?gigen Weiterbildungen, sondern auch mal bei einem Mittagessen. ?Und auch nach dem Endes des Programms im Dezember wollen wir uns regelm??ig treffen, austauschen und supporten.“

?Autorin:?Isabel Fannrich-Lautenschl?ger