Aufwertung und Verdr?ngung in Berlin – R?umliche Analysen zur Messung von Gentrifizierung
Guido Schulz hat an der Humboldt-Universit?t Statistik studiert. Für seine Masterarbeit wurde er mit dem Humboldt-Preis 2016 ausgezeichnet.

Abbildung: privat
Zusammenfassung
Trotz der gro?en medialen Aufmerksamkeit für das Thema Gentrifizierung und der seit Jahren von stadtpolitischen Protestbewegungen kritisierten sozialen Auswirkungen von Aufwertungsprozessen, wurde in Berlin erst eine Studie zur Messung von Gentrifizierung unternommen. Mit dem Versuch einer stadtweit Erfassung von Aufwertung und Verdr?ngung auf Nachbarschaftsebene soll mit dieser Studie sowohl zur Schlie?ung der Lücke in der deutschsprachigen Literatur zu Gentrifizierung, als auch zur Behebung methodischer M?ngel vergleichbarer internationaler Studien beigetragen werden.
Zu diesem Zweck wurden Geobasisdaten und Aggregatsdaten für die Jahre 2007 bis 2012 aus beh?rdlichen Quellen zusammengetragen. Immobilienwirtschaftliche Daten wurden über JLL Research bezogen und auf Nachbarschaftsebene interpoliert. Die Identifizierung von Gentrifizierungsgebieten erfolgte auf Grundlage eines relationalen Klassifikationsverfahrens. Nachbarschaften wurden genau dann als Gentrifizierungsgebiete klassifiziert, wenn sie gleichzeitig sowohl die st?rksten Mietpreissteigerungen als auch den st?rksten Rückgang der Armutsquote verzeichneten. Für die Messung des Zusammenhangs von Aufwertung und Verdr?ngung sowie zur Sch?tzung von Verdr?ngungsraten wurden r?umlich autoregressive Regressionmodelle (SAR) angepasst.
Die am st?rksten von Gentrifizierung betroffenen Nachbarschaften konnten mehrheitlich in den innerst?dtischen Altbezirken Kreuzberg, Friedrichshain, sowie im n?rdlichen Neuk?lln lokalisiert werden. Deskriptive Statistiken lieferten zudem starke Evidenz für den in der Theorie der Gentrifizierung oft postulierten aber selten belegten Zusammenhang zwischen immobilienwirtschaftlicher und sozialer Aufwertung. Mithilfe der gesch?tzten SAR Modelle konnte gezeigt werden, dass die Binnenfortzugsrate einer Nachbarschaft umso h?her liegt, je st?rker die dortige immobilienwirtschaftliche Aufwertungsdynamik ist. Dieser Befund best?tigt die Vermutung, dass? immobilienwirtschaftliche Aufwertung den unfreiwilligen Umzug eines Teils der Berliner Bev?lkerung verursacht. Eine Sch?tzung ?konomischer Verdr?ngungsraten ergab ?hnliche Werte, wie sie von Newman und Wyly im Jahre 2006 für New York City errechnet wurden.
Die Studie sch?tzte erstmals empirisch das Ausma? von aufwertungsbedingter Verdr?ngung und stellt die bisher kleinr?umigste Untersuchung zur Messung von Gentrifizierung in Berlin dar. Auf Grundlage einer aufw?ndig aufbereiteten Datenbasis konnten mithilfe einer neu ausgearbeiteten statistischen Methodik robuste Belege für den Zusammenhang zwischen Aufwertung und Verdr?ngung gesammelt werden. Da auch für andere deutsche St?dte entsprechende Aggregatsdaten existieren, w?re die Methodik auch in Untersuchungen über Berlin hinaus anwendbar und würde somit einen
interst?dtischen Vergleich des Ausma?es von Aufwertung und Verdr?ngung zulassen.