Siebzigster Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf Emmermann
Gru?wort des Pr?sidenten der Humboldt-Universit?t zu Berlin vom 12. Januar 2010
Da ich, verehrte Damen und Herren, aber inbesondere verehrter, lieber Herr Emmermann, als Pr?sident der Humboldt-Universit?t grü?e, liegt es nahe, da? ich hier und heute nicht den Mineralogen und Geochemiker Rolf Emmermann würdige (dazu bin ich als Kirchenhistoriker auch kaum berufen, selbst wenn mein gro?er Lehrstuhlvorg?nger Adolf von Harnack das antike Christentum gern die pal?oontologische Schicht dieser Religion nannte, weil er sich für Versteinerungen interessierte), ich sollte hier auch nicht als consodale Emmermanns für die Academia Europea oder ihre Heidelberger Schwestereinrichtung sprechen und schon gar nicht für Acatech; denn ob man dort die Technik der Universit?tsleitung für eine den gro?en Techniken gleichwertige τεχνη (griechisch für: Handwerk) h?lt, habe ich mich nie getraut zu fragen, zweifle aber daran.
Nein, meines Amtes ist es heute nachmittag, den Jubilar in seinem Wirken für die Humboldt-Universit?t zu würdigen - ich denke, wir verdanken es unseren klugen Geographen und ihren guten Erfahrungen mit dem Wissenschaftsorganisator und Fachwissenschaftler Emmermann, da? im Vorfeld der Wahlen im April letzten Jahres unter den für das Kuratorium meiner Universit?t vorschlagsberechtigten Professoren der Name Emmermann auftauchte. Die Me?latte lag hoch, denn es war im Grunde recht schnell klar, da? mit der Mitgliedschaft auch die praktisch sofortige ?bernahme des Vorsitzes im Kuratorium verbunden war, Generalprobe als Aufführung, wie ich gern sage, ein Berliner Ph?nomen, was nicht immer glückt, hier ist es - Gott sei Dank - gelungen, obwohl mir nicht deutlich ist, ob bei den Anwerbegespr?chen gleich reiner Wein eingeschenkt wurde, reiner Wein über diese erw?hnte Tatsache, gleich Vorsitzender werden zu müssen, über die Arbeitsbelastung und die spezifischen Herausforderungen, die eine klassische deutsche Gremienuniversit?t als massiven Tanker von einem relativ leichtg?ngigen au?eruniversit?ren Forschungsinstitut unterscheiden. Aber noch als Potsdamer Direktor war Emmermann ja stets auch Gie?ener Professor - er hat ein Herz für die Universit?t, die universit?re Ausbildung, wie jeder und jede, die ihn einigerma?en kennen, wohl wissen. Wahrscheinlich hofften die, die ihn ansprachen, auch mit guten Gründen, dieses Herz für die Universit?t werde den scharfen Verstand milde stimmen, zur Zusage geneigt machen. Wie auch immer - die Me?latte lag hoch und sie wurde nach dem 15. Mai, dem Tag, an dem Herr Kollege Emmermann den Kuratoriumsvorsitz übernahm, auch nicht gerissen, sondern souver?n übersprungen: Günter Stock, Emmermanns Vorg?nger, zeichnete sich durch klare, pr?zise und zügige Verhandlungsführung in den Sitzungen aus, aber eben auch durch solide wie energische Arbeit für die Universit?t hinter den Kulissen. In diese Fu?tapfen ist Emmermann eingetreten; die Vorbereitung einer kompletten Pr?sidiumsneuwahl mitten w?hrend des anrollenden Exzellenzwettbewerbs bew?ltigt er mit gr??ter Diskretion bei gleichzeitiger gr??tm?glicher Effizienz - es w?re jetzt wohl zu billig, dieses Sensorium mit einem Frühwarnsystem zu vergleichen. Und natürlich bew?ltigt er auch all' das, was seinem Amt ziemt: Strukturen einer Universit?t in Lehre und Forschung w?gen und ver?ndern, Haushaltspl?ne kritisch durchmustern, Bologna-Studieng?nge kritisch mustern - vielleicht in diesen Zeiten nicht unwichtig, auf diese besondere Verantwortung hinzuweisen, die Technikwissenschaften haben vielleicht in den letzten Wochen am deutlichsten markiert, da? die Bologna-Reform der universit?ren Bildung zu dienen hat und nicht umgekehrt die universit?re Bildung der Bologna-Reform.
Zuh?ren, nicht sofort eine Meinung fassen, aber nach einer Phase des H?rens dann auch nicht dahinz?gern und tr?umen, sondern die gef?llte Entscheidung zügig umsetzen - ich wei? nicht, ob Geologen, Mineralogen, Geochemiker nun einmal so sind, eine Art Berufs- oder Amtscharisma dieser Naturwissenschaft beschrieben ist, man es mit Tiefenbohrungen eines Experten für Tiefenbohrungen zu tun hat, oder wir eher dem lang erprobten wissenschaftsorganisatorischen Talent eines exzellenten Wissenschaftlers begegnen - dazu mü?te man noch mehr wissen, als sich in acht Monaten an Eindrücken gewinnen l??t. Und so freue ich mich, freut sich, wie ich hier versichern darf, die ganze Humboldt-Universit?t auf allerlei weitere Monate mit unserem Kuratoriumsvorsitzenden.
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies
Pr?sident der Humboldt-Universit?t